Inhalt
Der Unfall von Laura Chase ist für alle ein Schock, nicht zuletzt für ihre Schwester Iris. Diese veröffentlicht ein
Manuskript der Verstorbenen, das in dem kleinen Städtchen Port Ticonderoga aufgrund seiner Offenherzigkeit
für Furore sorgt. Gerüchte machen die Runde und nur Iris, die alle überlebt, auch ihren Mann und ihre Nichte, wird
im hohen Alter immer noch von den Gespenstern der Vergangenheit heimgesucht. Nur sie könnte von der Wahrheit
zeugen...
Rezension
Laura stirbt bereits auf der ersten Seite und taucht nur in Rückblenden auf, die zeitlich stark gestreut sind. Soll
heißen, Atwood hat auf eine chronologische Anordnung der Geschehnisse verzichtet, streut Zeitungsartikel und
die Gedanken der Ich-Erzählerin Iris ein, bevor sie sich wieder Laura in der 3. Person zuwendet. Das machte es
mir zum einen schwer, mich in die Situation hineinzufinden, zum anderen, mich mit den Figuren anzufreunden. Ich
kam zwar nur auf 80 Seiten, aber bis dahin hatte ich zunehmend das Gefühl, als rausche das Buch an mir vorüber,
ohne dass ich quasi auf den Zug hätte aufspringen können, geschweige denn wollen. Wobei 'rauschen' ein zu
dynamisches Wort ist für eine solch öde Fahrt. Atwood macht einige Andeutungen, dass etwas zwischen den
Geschwistern nicht in Ordnung gewesen sei, doch sie stachelte meine Neugierde einfach nicht an. Woran genau
es lag, kann ich gar nicht richtig greifen. Ein Grund mag die von mir als solche empfundene Ziellosigkeit sein, mit
der die Autorin in den Roman einführt. Zudem widmet sie sich langatmig Details, die den Profilen der Figuren
leider nicht mehr Schärfe verleihen, sondern wiederum den Eindruck erweckten, als wisse Atwood nicht, was sie
schreiben solle. "Der Report der Magd" kam zwar auch auf leisen Sohlen daher, war aber, wie ich finde, eine
sehr intensive Erfahrung, die ich hier ebenso zu finden hoffte. Leider war dem nicht so.