Autor

Baldacci, David

Titel

Die Wahrheit

Originaltitel

The Simple Truth

Genre

Thriller

Seiten

575

Erscheinungsjahr

1998

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

Bastei Lübbe

Website des Autors

www.davidbaldacci.com

Wertung

Inhalt

Ein Berufungsantrag trifft ein beim Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten, nur einer unter hunderten, die jede Woche bearbeitet werden müssen. Was Wunder also, dass er verschwinden kann, ohne dass es jemandem auffällt. Doch was stand drin? Sara Evans rätselt noch darüber, als einer der anderen Assessoren, Michael Fiske, ein Freund von ihr, verschwindet. Gemeinsam mit dessen Bruder John macht sie sich auf Spurensuche, doch die Army, die in den Fall verwickelt ist, gibt ihre Informationen und seien sie noch so alt, nicht so gerne her...

Rezension

Am Anfang musste ich mich regelrecht zwingen, weiter zu lesen, feuert Baldacci doch Maschinengewehrsalven von Namen auf den armen Leser ab. Sämtliche relevanten Personen werden nacheinander vorgestellt und machten die Lektüre nicht nur zäh, sondern geradezu öde. Interessant fand ich hingegen die Informationen zur Arbeitsweise des Gerichtes, die weniger mit Rechtsprechung als mit Politik zu tun hat. Solch ein Geschachere um Stimmen gibt es sonst nur im Wahlkampf. Nach etwa 100 gemächlichen Seiten nimmt die Geschichte Fahrt auf und hat schließlich viel an Tempo, wenn auch keinen rechten Thrill zu bieten. Für letzteres ist sie viel zu durchkonstruiert und eingängig. Der Leser muss erst noch geboren werden, der nicht sofort vermutet, dass Sara und John usw. usw. Wenn Baldacci nur nicht ständig diese nervtötenden, wahrhaft paradiesisch tollen Singles heranschweben, sondern auch mal ganz normale Leute an seine Fälle lassen würde! Ich gebe zu, dies ist bereits der vierte Roman von ihm, den ich in Händen halte (die Bücherei ist eine wahre Fundgrube in dieser Hinsicht) und er beherrscht sein Handwerk. Da stören keine komplexen Gefühlswelten, da gibt es keine Logik, die man nicht weit genug biegen könnte, behindern keine Satzteile, die über den Standardwortschatz hinausgehen, das kurzweilige, gehirnabschaltende Vergnügen. Am Ende passt alles wunderbar zusammen und gemeinsam mit den Protagonisten reiten wir, die amerikanische Flagge in der einen, die Bibel in der anderen Hand dem Sonnenuntergang entgegen.
Nebenbei wäre es angebracht zu beten, dass man in all dem Pathos nicht ertrinken möge, der aus den meisten der gefühlsduseligen Dialoge trieft. Überzeugende Figuren sind nicht Baldaccis Stärke, obwohl er sich redlich darum bemüht, ihnen innere Konflikte anzudichten. Leider kaufte ich ihm das nicht ab, da die Gespräche eine unfreiwillige Komik hatten, die jedes aufkeimende Pflänzchen Glaubwürdigkeit unter großspurigen Worten unter sich begruben. Die Protagonisten schauen verblüfft, reißen die Augen auf und sind wütend - das ist so ziemlich die gesamte Palette an Emotionen, die sie zu zeigen vermögen. Wer sich davon nicht abschrecken lässt oder genau solch ein - bei Filmen würde ich das Popcornkino nennen - sucht, ist hier goldrichtig.