Inhalt
Der 17jährige Derek will eine ungestörte Woche mit seiner Freundin Penny verbringen und versteckt sich daher im Haus seiner Nachbarn, als diese in den Urlaub aufbrechen. Er deaktiviert die Alarmanlage – schließlich ist der Sohn der Langleys sein bester Freund – und macht es sich vor dem Fernseher gemütlich, als er hört, wie ein Auto vorfährt. Aus Angst vor einer Blamage versteckt sich Derek. Dann kommt ein Besucher, es fallen Schüsse, die Langleys sind tot und Dereks Vater Jim hat alle Hände voll zu tun, den Verdacht, der auf seinen Sohn fällt, zu entkräften...
Rezension
Jim Cutter versteift sich dabei auf seinen Erzfeind, dem hiesigen Starprofessoren, der zugleich der Chef von Jims Frau ist. Wenig angenehme Erinnerungen sind mit dem Akademiker verknüpft und so ist es kein Wunder, dass Jims Verdacht auf diesen fällt. Aber ist das nicht zu einfach? Ich las weiter, trotz des enttäuschend naheliegenden Motivs und erlebte nicht nur eine, sondern gleich mehrere Überraschungen. Seltsam nur, was für Zufälle es bei Barclay gibt und wie plötzlich alle Protagonisten miteinander verbunden sind. Ebenso befremdlich ist die grassierende Gewaltbereitschaft und die Geheimniskrämerei, die selbst brave Bürger nicht vor einem Gesetzesbruch zurückschrecken lässt. Sogar Jim, der von seiner Frau wegen seiner kompromisslosen Ehrlichkeit aufgezogen wird, bildet da keine Ausnahme. Wo sind nur die guten Menschen hin? Wie befinden und schließlich in einer Kleinstadt. Na gut, das war jetzt ironisch gemeint, aber ich fand in mir wenig Sympathie für die Figuren, da sie irgendwie fast immer die falsche Entscheidung zu treffen scheinen. Jedenfalls nicht die, die man von einem rechtschaffenen Menschen erwarten würde.
Was ich allerdings erwartet hatte, da ich „Ohne ein Wort“ desselben Autors gut fand, war ein wenig mehr Nervenkitzel. Die meiste Zeit jedoch lauscht man den Ehestreitigkeiten der Cutters oder sieht zu, wie Jim den Rasen trimmt oder die Gießkanne schwingt (und das nicht nur zum Wohle der Pflanzen). Dabei wirkt Jim trotzdem so glatt, dass man ihn nicht zu fassen bekommt. Was geht in seinem Inneren vor? Die gelassene Miene, die er meistens zur Schau trägt, bröckelt nur, wenn er auf den Chef seiner Frau trifft. Oder auf den neuen Chauffeur des Bürgermeisters. Er scheint zwischen Stoik und Wut zu pendeln, andere Gefühle sieht man bei ihm nicht. Neben diesem Vulkan kurz vor dem Ausbruch verblassen die anderen Figuren, die man überhaupt nicht einzuschätzen vermag. Was allerdings ins Auge fällt ist die bereits erwähnte, zumeist recht behäbige Handlung. Für ein Drama ist „Dem Tode nah“ zu seicht, für einen Thriller dagegen zu lahm.