Autor

Betschart, Hansjörg

Titel

Unruh

Originaltitel

-

Genre

Historisches

Seiten

350

Erscheinungsjahr

2002

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

Nagel & Kimche (Teil v. Hanser)

Wertung

Inhalt

Das Findelkind, welches aus dem Fluss gefischt wird, kommt vorerst in einem Kloster unter, bevor der stumme Junge seine Odysse durch verschiedene Familien eginnt. Keiner weiß, woher er ommt, doch sehr bald zeigt sich seine Begabung für die Mathematik und sein Händchen für die Konstruktion raffinierter Uhren. Leider gibt es sehr viele Neider in diesem Handwerk und einige, die die Areit Laurents als ihre eigene ausgeben wollen...

Rezension

In der "Hastigen Vorbemerkung" richtet sich der Ich-Erzähler direkt an den Leser, nein halt, eine Leserin, also eine bestimmte Person, deren Identität ungeklärt leibt. Es erstaunt jedoch, dass der eenfalls unbekannte Berichterstatter Kenntnis von Vorgängen hat, die er gar nicht hätte beobachten können. Man begleitet nämlich nur zu etwa 50% den stummen ungen Laurent, der Rest des Buches widmet sich der Waise Marie, in die Laurent sich verliebt und dem Uhrenmachersohn Damien, in den sie sich verliebt. Gar nicht so leicht, die vielen Verknüofungen zwischen den Protagonisten im Auge zu behalten, geschweige denn sagen zu können, in welchem Jahr sich das Ganze abspielt. Nun gut, die französische Revolution ist in vollem Gange, also befinden wir uns im ausklingenden 18. Jahrhundert. Doch das Alter Maries und Laurents lässt sich nur schwer einschätzen, von ihrem Verhalten lässt sich jedenfalls nicht darauf schließen. Darüber hinaus unterliegt Laurent nicht dem normalen Alterungsprozess und er ist generell ein sehr seltsamer Geselle der scheinbar alles klaglos über sich ergehen lässt. Sein Genie wird von den Pflegefamilien zwar erkannt, jedoch dem Teufel zugeschrieben oder schamlos ausgenutzt. Die Grausamkeit dieser Menschen Laurent gegenüber kann man kaum ertragen und beklommen sieht man dabei zu, wie sie alle auf das Unglück zusteuern. Gewalt vermischt sich mit Sex und ruft nur noch mehr Gewalt hervor, die hier eine sehr explizite Darstellung erfährt.
Dennoch oder gerade deshalb ist dieser Roman sehr sinnlich, klug und komisch zugleich. Darin ähnelt er stark dem großen Vorbild "Das Parfüm" von Patrick Süskind, in dem ein ebenfalls Hochbegabter ganz in seiner eigenen Welt lebt, jedoch nicht dazu fähig ist, eine gesunde, nicht zerstörerische Beziehung zu einem anderen Menschen aufzubauen. Das ist ein Aspekt bei beiden Romanen, der mir nicht gefällt. Wenigstens eine Person brauche ich in einem Buch, um es wirklich mögen zu können. So bin ich zwar fasziniert, bleibe aber stets auf Distanz. Für mich dennoch die Überraschung des Jahres, die ich auf dem Flohmarkt entdeckt und von der ich zuvor noch nie etwas gehört hatte. Sicher ist der Stil Geschmackssache, da sich die Ereignisse nicht chronologisch aneinanderreihen und das Verhalten der Figuren sowie deren Innenleben undurchsichtig bleibt. Trotzdem ragt "Unruh" aus der Masse der historischen Romane heraus, da er zum Denken anregt und mit dem Begriff der Zeit jongliert und damit scheinbar selbst die Existenz Gottes widerlegen kann.

Schon gewusst?
Die Unruh ist der Ganggeber kleiner, mechanischer Uhren, vor allem von Armband- und Taschenuhren. Sie besteht aus einem Schwungrad, welches auf einer Welle angebracht ist, und einer Spiralfeder. Die Präzision der Unruh bestimmt die Ganggenauigkeit der Uhr. Erfunden wurde die Unruh von dem Niederländer Christiaan Huygens im Jahre 1675. (Quelle: Wikipedia)

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