Autor

Böll, Heinrich

Titel

Irisches Tagebuch

Originaltitel

Genre

Humor

Seiten

156

Erscheinungsjahr

1957

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

dtv

Wertung

Inhalt

In 18 kurzen, voneinander unabhängigen Geschichten berichtet der Autor von seinen Erlebnissen auf seiner Reise durch Irland mit seiner Familie. Mal heiter, mal nachdenklich betrachtet er die regnerische Landschaft und die kinderreichen Sippen, deren Angehörige sich als Auswanderer überall auf der Welt zerstreuen. Es wird viel Tee getrunken, noch mehr Bier und Whiskey und allabendlich das Dorf gewechselt, um der Ausschanksperre zu entgehen. "It could be worse", wie der Ire so sagt...

Rezension

Böll erschafft ein stimmungsvolles Bild grüner Landschaften voller Melancholie und Optimismus, von denen auch die Menschen dort erfüllt sind. Irland und die Dinge darin werden zu einem Lebewesen, Farn zu nassem "Haar einer alternden Rothaarigen", verlassene Dörfer zum Gerippe eines Körpers. Es ist ein sehr beschaulicher, wohlwollender Blick auf die grüne Insel, das von großer Sympathie für ein Volk geprägt ist, welches die Herrschaft der Engländer und große Armut zu ertragen hatte. Ein Besuch in der heutigen Zeit würde wohl etwas anders ausfallen - Europa beginnt, sich (an) zu gleichen - doch der grundlegende Charakter wird sich nach knapp 50 Jahren kaum geändert haben, nehme ich an.
Womit wir zum negativen Aspekt kämen, den Wiederholungen. Böll benutzt des öfteren dieselben Analogien, teils nur einen Abschnitt oder ein Kapitel später. Aus diesem Grund hätte ich ihn fast auf's Abstellgleis der "ganz netten Bücher" geschoben, doch überwiegt der positive Eindruck dieser Schlaglichter einer anderen Kultur, die der Autor von den Seiten auferstehen lässt. Böll mögen manchmal die Worte ausgehen und manches komisch anmuten, etwa wenn ein Ort so wirke, als habe er "sich auf eine obszöne Weise entblößt, sein Kleid gehoben". Aber auch wenn man darüber schmunzelt, weiß man genau, was Böll damit gemeint hat und blättert vergnügt weiter.