Inhalt
Hope Clearwater ist eigentlich promovierte Ökologin, gerät aber über Umwege an eine Anstellung in einem Forschungscamp in Westafrika, in dem Primaten untersucht werden. Zu Hopes Leidwesen nimmt niemand die Schlüsse, die sie aus ihren Beobachtungen zieht, ernst. Darüber hinaus droht der schwelende Konflikt im Lande zu einem Bürgerkrieg auszuarten...
Rezension
Nachdem ich „Eines Menschen Herz“ regelrecht verschlungen hatte, war dies der zweite Roman von Boyd, den ich in Händen hielt. Die Zusammenfassung schien nicht sonderlich berauschend, aber auch nicht gänzlich uninteressant. Daher ging ich relativ neutral an das Buch heran. Der Autor überzeugte mich aber wieder auf ganzer Linie, selbst in den Beschreibungen der täglichen Verrichtungen eines Menschenaffen, deren Überlebenskampf ich am Ende spannender fand als das Leben der Forscher. Dabei greift Boyd zu einem ebenso simplen wie wirksamen Kniff. Er springt sowohl in der Zeit vor und zurück, als auch zwischen den beiden Erzählsträngen (dem der Affen und dem der Menschen). Das ging mir zuweilen auf den Keks, wolle ich doch endlich erfahren, wie es mit den Schimpansen weitergehen würde oder wie es um die Ehe von Hope und John steht. Dabei stellte ich mir des öfteren die Frage, ob der Roman noch funktionieren würde, wenn man alles in chronologischer Reihe ablaufen lassen würde.
Klar ist jedenfalls, dass ich selten bei einer Lektüre derart starken Emotionen ausgesetzt war. Wenn Hope Unrecht widerfährt, ist man selbst dermaßen empört und aufgebracht, dass man am liebsten eingreifen möchte. Manche Situation ist einem persönlich peinlich, die Angst um die Schimpansen nicht gespielt. Das ging sogar so weit, dass ich mir manchmal bewusst vor Augen halten musste, dass ich lediglich einer Fiktion beiwohnte, keiner (Auto)Biographie der Ich-Erzählerin Hope. Abstand gewinnt man vor allem in den Passagen, in denen aus einer Beobachterperspektive berichtet wird – weshalb eigentlich? Ich hätte es besser gefunden, wenn Boyd konsequent geblieben wäre.
Ein weiterer kleiner Wermutstropfen ist der relativ simple Schreibstil, der immerhin ein klares, unverstelltes Licht auf die Protagonisten wirft. Leider bekommt er durch die teils holprige Übersetzung einen unschönen, umgangssprachlichen Klang („da, wo“). Trotzdem hatte ich „Brazzaville Beach“ in drei Tagen durch und merkte dabei überhaupt nicht, wie die Zeit verging. Obwohl ich die Protagonistin nicht sonderlich mochte, dafür war sie mir zu spröde, war ich sehr gespannt darauf zu erfahren, was sie tun und was mit den Affen geschehen würde. Verglichen mit den Pappkameraden in den meisten anderen Romanen sind die von Boyd einfach eine Wucht. (Auust 2008)