Autor | Chabon, Michael |
Titel | Die Vereinigung jiddischer Polizisten |
Originaltitel | The Yiddish Policemen's Union |
Genre | Krimi |
Seiten | 422 |
Erscheinungsjahr | 2007 |
Auszeichnungen | Hugo Award (2008) Nebula Award (2007) |
Verfilmungen | |
Verlag | Kiepenheuer & Witsch |
Website des Autors | www.michaelchabon.com |
Wertung | |
Inhalt
Eines Nachts wird Meyer Landsmann von dem aufgeregten Portier seiner billigen Absteige herausgeklingelt, ein Gast hätte sich lange nicht gemeldet, ob mit diesem alles in Ordnung sei. Als Polizist sieht Landsmann natürlich sofort nach dem Rechten und entdeckt einen Toten, hingerichtet mit einem Kopfschuss. Zusammen mit seinem Cousin, dem Halbindianer Berko, macht sich Landsmann auf die Suche nach der Identität des Opfers. Ein Schachspiel und ein falscher Name sind die einzigen Hinweise...
Rezension
In einem fiktiven Ghetto in Alaska, in dem sich die Juden nach der Flucht aus Nazideutschland ein neues Leben aufgebaut haben, aber von der Duldung der Regierung und der dort ansässigen Ureinwohner abhängen, ermittelt nun unser Herr Landsmann. Ein nicht sehr liebenswürdiger, alkoholabhängiger und einsamer Mann mittleren Alters, dessen Sturheit mir einen widerwilligen Respekt abnötigte. Weder vor Autoritäten noch vor religiösen Führern, geschweige denn Berufsverbrechern hält er sich zurück, obwohl es Bezirke im Ghetto gibt, in denen Recht und Gesetz nichts mehr gelten. Man spürt geradezu die Bedrohung, die von den Passanten ausgeht, sobald sie die Polizisten erblicken, obgleich kein Wort gesprochen wird. Apropos Sprache, Chabon flicht immer wieder jiddische Ausdrücke ein, die man hinten im mehrseitigen Glossar nachschlagen muss. Das ist vor allem am Anfang geradezu nervtötend, da ich das Gefühl hatte, in jedem zweiten Satz stecke ein Fremdwort. Kein glücklicher Anfang, finde ich.
Bald war ich jedoch gefangen von der nostalgisch anmutenden Atmosphäre der 60er Jahre, dem Mief der Kneipen und Kaffeehäuser, der schneebedeckten Landschaft und dem fast melancholisch scheinenden Schweigen der Schachspieler. Der Autor versteht es blendend, diese Stimmungen zu erschaffen und die Lektüre hindurch zu halten. Was er jedoch nicht zu erzeugen imstande ist, was ich in einem sogenannten Krimi daher vermisse, ist Spannung. Rund 200 Seiten dauert es, bis die Identität des Opfers festgestellt ist und was man bis dahin erfährt, geht über Eheprobleme, den schachspielenden Vater, Landsmanns Abneigung gegen das Spiel der Könige und die drohende Schließung des Ghettos nicht hinaus. Da helfen auch Chabons Versuche nicht, etwas Humor in die düstere Stimmung zu bringen, was mich zugegebenermaßen zuweilen grinsen ließ. Freunde gemächlichen Tempos können also ruhig einmal reinlesen, Krimifans wird die marginale Spurensuche enttäuschen.