Autor | Chevalier, Tracy |
Titel | Der Kuss des Einhorns |
Originaltitel | The Lady and the Unicorn |
Genre | Historisches |
Seiten | 317 |
Erscheinungsjahr | 2003 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | List |
Wertung | |
Inhalt
Der Adlige Jean Le Viste will sich sechs besonders prunkvolle Wandteppiche für seinen Salon herstellen
lassen und ruft den Maler Nicolas des Innocents zu sich, der die Entwürfe dafür machen soll. Nicolas verliebt
sich dabei in Claude, die Tochter des Hauses, ist sich aber im klaren darüber, dass sie nie werden zusammenleben
können. Darum stürzt er sich in andere Affären und lässt seine Gefühle in die Zeichnungen
fließen, die später von der Familie de la Chapelle zu Teppichen gewirkt werden sollen...
Rezension
Aufgrund der aufklappbaren Photos der Teppiche, die es tatsächlich in einem Museum in Frankreich zu
bewundern gibt, hat Chevalier bereits einen Stein bei mir im Brett. Immer wieder habe ich die Bilder betrachtet
und jedes Mal neue Details entdeckt, die zum Teil von der Autorin angesprochen werden. Die
Handlung ist natürlich frei erfunden, obwohl Chevalier in ihrem Epilog betont, dass sie sich an historische
Fakten gehalten hat. Wahrscheinlich war die Entstehungsgeschichte der Teppiche in Wirklichkeit nicht so
dramatisch im Verlauf wie in vorliegendem Roman, in dem manches das Niveau einer Seifenoper hat. Aber
genau wie in einer solchen legt die Autorin nur Wert auf die Unterhaltung und die bietet sie reichlich. Liebe
und Herzschmerz in Überfülle - schon fast zuviel für meinen Geschmack. Die Figuren treten dahinter leider
zurück und ich war sehr indifferent ihrem Schicksal gegenüber. Nicoals ist ein unbelehrbarer Schwerenöter,
dem ich keine echten Gefühle zutraute, während Claude, seine Angebetete, oberflächlich wirkt mit
ihrem kindischen Gebaren und der herablassenden Art, wie sie die Dienerschaft behandelt. Darum und
aufgrund des naiv klingenden Erzählstils wirkt das Buch nicht ganz so mitreißend, wie es hätte sein
können (Nicolas mit seinem "pflügen". "Der Klang seiner selbstsicheren Stimme fuhr direkt in mein Jungernschloss,
als hätte er mich dort berührt.").
Allerdings rechne ich Chevalier hoch an, dass der Roman in einigen Teilen nicht so endet, wie man es
erwarten würde. Zum Glück gibt sie sich in diesem Punkt nicht dem Kitsch hin und zeigt ein realistisch
anmutendes Bild der Frau Ende des 15. Jahrhunderts. Dies wird also mit Sicherheit nicht der letzte Roman
gewesen sein, den ich von dieser Autorin lesen werde, da zumindest das jüngst verfilmte "Das Mädchen
mit dem Perlohrring" mich interessiert. Es machte einfach Spaß, vorliegendes Werk zu verschlingen, wie
ich schon fast sagen muss, da durch den Kniff der verschiedenen Erzählperspektiven - mal berichtet
Nicolas, dann Claude, deren Mutter usw. - das Tempo erhalten bleibt. Bedauerlicherweise lernt man die
Figuren dadurch immer noch nicht gut kennen, dafür sind deren Gedanken und Gespräche zu seicht. Aber
etwas besser versteht man sie doch, auch wenn ich mir eine viel intensivere Beziehung zu ihnen gewünscht hätte.