Autor | Chirbes, Rafael |
Titel | Der Fall von Madrid |
Originaltitel | La Caída de Madrid |
Genre | Drama |
Seiten | 301 |
Erscheinungsjahr | 2000 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Antje Kunstmann |
Wertung | |
Inhalt
Über drei Generationen hinweg erzählt der Autor vom Aufbruch Spaniens in eine neue Zeit, in die
postfranconische Ära. Unterschiedliche politische Richtungen kristallisieren sich dabei heraus: Da sind zum
einen die, die vom alten System profitiert haben und nun auch so umschwenken werden, dass es ihnen
einen Vorteil bringt - egal welche Partei sich durchsetzt. Die jüngere Generation hingegen ist rebellisch,
hängt dem Kommunismus an, organisiert Demonstrationen und bietet dem Regime die Stirn...
Rezension
Alle diese Ansichten verwebt Chirbes geschickt mit der Chronik der Familie Ricart, deren Bekannten
und Freunden. Dialoge kommen dabei kaum vor, meistens erfährt man Details aus dem Leben der
Protagonisten, die bei all der Politik und Geschichte Spaniens leider allzusehr in den Hintergrund treten.
Ich hatte nicht das Gefühl, an Einzelschicksalen teilzuhaben, sondern an der Orientierungslosigkeit
des ganzen Landes, das sich eine Zukunft ohne Franco aufbauen muss und dabei zerfällt. Analog dazu
entwickeln sich die Personen, zwischen Hoffnung und Resignation schwankend. Chirbes fängt die
unterschiedlichen Stimmungen sehr gut ein und zeigt auf, wie lang und steinig der Weg zum Umbruch ist,
einfach weil die Menschen so individuelle Vorstellungen haben und jeder seine eigenen Ziele verfolgt.
Trotzdem fehlte mir der Anschluss an die im Roman auftauchenden Leute, deren Lebenslauf man zwar
erfährt, wobei aber kaum Gefühl rüberkommt. Sie bleiben irgendwie abstrakt, Ideen von Menschen, die
nicht richtig lebendig werden. Politische Ansichten und diese haufenweise (alle dutzend Seiten) lang
und breit (genüsslich?) beschriebenen sexuellen Gelüste und Praktiken reichen einfach nicht aus, um
aus Worten Menschen zu machen.