Autor

Chwin, Stefan

Titel

Die Gouvernante

Originaltitel

Esther

Genre

Drama

Seiten

317

Erscheinungsjahr

1999

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

Walter (Teil v. Patmos)

Wertung

Inhalt

Die junge und schöne Esther Simmel kommt als Gouvernante des jüngsten Sohnes ins Haus der Familie Celinski. Sowohl der 12jährige Andrzej, als auch sein älterer Bruder Aleksander, der in Heidelberg Architektur studiert, sind fasziniert von der rätselhaften Unbekannten. Irgendetwas aus ihrer Vergangenheit scheint sie zu bedrücken. Das ist wohl mit ein Grund, weshalb sie eines Tages unerklärlicherweise schwer erkrankt...

Rezension

Nach etwa 40 Seiten habe ich das Buch ehrlich gesagt weggelegt. Mein Unvermögen, länger durchzuhalten lag mit Sicherheit nicht an der Sprache, die Chwin verwendet. Sie mag vielleicht etwas anstrengend sein, da sich mancher Satz über viele Zeilen hinweg erstreckt. Worte werden zudem vornehmlich dazu benutzt, die Umgebung bis ins kleinste Detail herunter zu brechen. Dadurch will die Geschichte nicht so recht in Gang kommen, da die Protagonisten sich Warschau ansehen, Straßen und Gebäude in Paris aufzählen oder Kleider kaufen gehen. Gelegentlich genoss ich es wiederum, im Rascheln von Seide zu schwelgen, mich an den satten Farben zu erfreuen. Leblose Gegenstände wirken ungemein plastisch und regen die Sinne an. Allerdings wünsche ich mir doch mehr Geschehen als Klavierklimperabende, an denen die männlichen Mitglieder des Hauses (wo sind eigentlich die weiblichen, von der Gouvernante abgesehen?) über jeder Geste Esthers schmachten und sich nach jeglicher flüchtiger Berührung, nach jedem kleinsten Wort von ihr verzehren.
Trotz all dieser Hingabe bleiben die Figuren meiner Meinung nach sehr auf Distanz. Man beobachtet sie zwar bei alltäglichen Kleinigkeiten wie dem Einkaufen, sie wirkten aber irgendwie undurchsichtig, unverständlich in ihren Beweggründen. Ganz zu schweigen davon, dass mir die ewige Schwärmerei über Esthers Vorzüge auf den Wecker zu fallen begannen. Wie kann sich eine einfache Gouvernante überhaupt all die tollen Roben leisten, aus Seide, mit Perlen bestickt? Ich hätte gedacht, neben freier Kost und Logis gäbe es lediglich ein wenig Handgeld für solch eine Tätigkeit. Oder könnte man dem Autoren vorwerfen, er sehe alles zu romantisch? Wie dem auch sei, mein Fall ist „Die Gouvernante“ wahrlich nicht, obwohl der Roman seine schönen Momente hat, wie oben bereits erwähnt. Für meinen Geschmack gibt es hier aber zu viel der Schwelgerei und zu wenig konkrete Ereignisse oder Taten.