Autor

Croutier, Alev L.

Titel

Die Seidenweberin (= Das Haus der Seidenweberin)

Originaltitel

Seven Houses

Genre

Unterhaltung

Seiten

318

Erscheinungsjahr

1999

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

dtv

Wertung

Inhalt

Die Geschichte der Familie der Seidenweber beginnt im Jahre 1918 in der türkischen Stadt Smyrna, in der die Witwe Esma auf ihren Geliebten wartet, den sie nie wird heiraten dürfen. Ihr Sohn Kadri bringt derweil eine neue Frau ins Haus - seine Gattin Camilla, die sich mit Esma um die Vorherrschaft in dem verfallenden Gebäude zankt. Tochter Amber dagegen ist ein sanftes und neugieriges Kind, welches den mutigen Schritt über den großen Teich wagen wird, aber nichts so sehr liebt wie ihre Malerei und die Papierpuppen, die sie bastelt und für die sie wunderbare Abenteuer erfindet...

Rezension

Ein prächtiger Farbenteppich breitet sich vor dem (hoffentlich wie ich) entzückten Leser aus, sobald er die erste Seite aufschlägt und der märchenhaften Geschichte Esmas und ihrer Nachkommen lauscht, einem Haufen eigensinniger und sehr selbstbewusster Damen. Diesen Roman zu lesen ist ein geradezu sinnliches Vergnügen, welches bereitet wird durch die bunten, barock anmutenden Beschreibungen, die den Orient beinahe schmecken und fühlen lassen. Einfach wunderschön, wie aus 1001 Nacht, voller Geheimnisse und voller Zauber, der Geister auferstehen lässt und der sich als Kismet oft auch gegen die Frauen wendet, deren Leben hier umrissen wird. Letzteres ist zugleich der erste Kritikpunkt. Kaum kommt man einer der Personen näher, steht bereits das nächste Kapitel an, in dem es um jemand ganz anderen geht. Das und die Tatsache, dass ich viele der gezeigten Verhaltensweisen borniert, wenn nicht garstig fand, verhinderten ein völliges Eintauchen in die Geschichte. Es blieb eine gewisse Distanz zwischen mir und diesen Frauen, die sich dem Patriarchat unterordnen oder sich in Liebesspielen mit der besten Freundin ergehen. Das war auch so ein Punkt, der mir eher peinlich war, als dass ich betört gewesen wäre von solch schwüler Erotik. "Sie kitzelte Nurias Pinkelspalte mit den Wimpern, und Nuria presste sich gegen ihr Gesicht." "Seltsame, umgedrehte Lilien öffneten ihre Höhlen - alles war fruchtbar und stellte sein Geschlecht zur Schau." Das passt irgendwie gar nicht in diese restriktive Welt, die etwa die Wiederverheiratung einer Witwe verbietet. Damit komme ich zum letzten Negativum, welches die Gewohnheit der Autorin betrifft, dem Leser einiges an Informationen vorzuenthalten. Da gab es nämlich einige Dinge, die entweder gar nicht oder erst sehr viel später erklärt wurden, gerade die Erwartung, dass eine Witwe ihr restliches Leben lang zu trauern hat und sich keinen neuen Mann nehmen darf wurde erst fast am Schluss erwähnt. Dadurch blieb mir einiges unverständlich, was man durch einen kurzen Satz hätte erläutern können, und zwar schon viel eher. Zudem ist nicht alles übersetzt worden, was aber den Übersetzern und nicht der Autorin anzukreiden ist. Immerhin ist dies dem Verstehen nicht nachträglich.
Nun sind also doch einige Dinge zusammengekommen, an denen ich etwas zu monieren hatte. Die positiven Seiten überwiegen jedoch und dieses Buch ist ein wahrhaft üppiger Genuss!