Autor | Dooling, Richard Patrick |
Titel | Watsons Brainstorm |
Originaltitel | Brain Storm |
Genre | Justizkrimi |
Seiten | 552 |
Erscheinungsjahr | 1998 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | dtv |
Website des Autors | www.dooling.com |
Wertung | |
Inhalt
Joe Watson arbeitet für die beste Kanzlei der Stadt St. Louis als Anwalt für Coyright-Angelegenheiten. Er trägt
seidene Socken, hat eine wunderschöne Frau und zwei Kinder und muss nun nach seiner Zulassung einen Pflichtfall
übernehmen. Es geht um Mord, James Whitlow hat den gehörbehinderten, schwarzen Liebhaber seiner Frau
erschossen und soll nun aufgrund dieses "Hassverbrechens" nach dem Willen der Öffentlichkeit die Todesstrafe
erhalten. Vereine von Gehörbehinderten und Afroamerikanern machen Watson die Hölle heiß, obwohl er alles
versucht hatte, um den Fall abgeben zu können. Dann gibt es noch diese überaus attraktive Neurowissenschaftlerin
Dr. Rachel Palmquist, die den Angeklagten Whitlow für ihre Experimente einspannen will...
Rezension
Was sofort auffällt sind die vielen Gespräche zwischen den Anwälten, den Anwälten und ihren Klienten, den Anwälten
und den Richtern, den Gutachtern etc. Wobei ich zugeben muss, dass die meisten Dialoge fundierter Sachkenntnis
entspringen und die Justiz ihr Fett abkriegt. "Watsons Brainstorm" ist somit vor allem Gesellschaftssatire
und erst in dritter Linie Krimi. Es geht nicht um die Aufklärung eines Mordes oder brilliante Plädoyers vor Gericht,
sondern um den ganzen Rummel, der drum herum stattfindet. Es geht um Geld und Macht und die Aufdeckung der
Scheinheiligkeit, die auch die Wissenschaften normalerweise umgibt. Oder ist Dr. Palmquist etwa nicht skrupellos zu
nennen? Bei all den hehren Aufdeckungsabsichten, die Dooling hegt und die er in einem teils ätzenden und derben
Humor verpackt, ist es mir allerdings zuviel der Geschwätzigkeit. Es wird so viel über Dinge gesprochen, die nur
am Rande oder gar nichts mit der Geschichte zu tun haben, über die der Autor aber um jeden Preis seine Meinung
loswerden will. Dutzende von Seiten über Neurologie und die dahinterstehende Technik - 17 Jahre später ein alter
Hut und allseits bekannt, also stocklangweilig. Dann glänzt Dooling mit seinem Wissen über Computertechnologien
und erntet heutzutage nur ein mildes Lächeln. Immer aktuell dagegen die Situation bei den Anwälten, einfach genial
der kompromisslose Richter Stang. Genau diese Perlen sind es, die das Buch vor dem Absturz retten.
Die Figuren sind aber leider nur Projektionsfläche für Doolings Meinung über bestimmte Berufsstände und
Personengruppen und vermögen daher nicht zu überzeugen. Darüber hinaus gibt es nur einen schwach schimmernden roten
Handlungsfaden inmitten all dieser Ergüsse über bestimmte Themen, die den Autor interessieren. Mich aber nicht
immer und so empfand ich vieles als ödes Gewäsch, das ich im Laufe der Lektüre immer öfter nur noch überflog,
da es nichts bot, was ich nicht schon kannte. Das Buch taugt also weniger als Krimi oder als Justizthriller, sondern
eher als Blick hinter die Kulissen, als Doolings Blick.