Autor | Dunnett, Dorothy |
Titel | Das Haus Niccoló I: Niccolós Aufstieg (= Die Farben des Reichtums) |
Originaltitel | The House of Niccoló I: Niccoló Rising |
Genre | Historisches |
Seiten | 732 |
Erscheinungsjahr | 1986 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Klett-Cotta |
Website des Autors | www.dorothydunnett.co.uk |
Wertung | |
Inhalt
Ein unglückseliger Unfall zieht den Zorn des Edelmannes Simon von Kilmirren auf den jungen Färbergesellen Claes,
im Zuge dessen der Badebassin des Herzogs eine Kanone versenkt, die für den König Schottlands gedacht war.
Claes wird bestraft, rasselt jedoch immer wieder mit Simon aneinander, so dass Marian de Charetty, seine Arbeitgeberin, sich gezwungen sieht, ihn fortzuschicken. So gerät der Unruhestifter über Genf nach Mailand, wo er als
Söldner anheuert...
Rezension
Bis etwa zu einem Drittel des Buches war nicht klar, um wen sich die Geschichte drehen würde. Es gab keine
Figur mit Namen Niccoló und so erfährt man erst recht spät, wer der Protagonist sein würde. Unklar ist zudem, ob
das die Absicht der Autorin war oder sie selbst nicht genau wusste, wohin sie ihr Schreiben tragen würde.
Einen Spannungsbogen konnte ich nämlich nicht ausmachen und müsste ins Blaue hinein raten, wie die Handlung
denn nun fort liefe. Ehrlich gesagt störte mich die Ziellosigkeit ebenso wie die Tatsache, dass ich keine Hauptfigur
ausmachen konnte. Die Menschen im Roman sind zwar nicht direkt langweilig, aber gleichzeitig solche Allerweltstypen, dass ich keinen zweiten Gedanken an sie verschwendet hätte, würden sie nicht immer wieder auftauchen.
Dunnett deutet zwar immer wieder geheimniskrämerisch an, wie tiefgründig Claes sei, wie viel er in Wirklichkeit
auf dem Kasten hätte, nur sei dies alles verborgen unter einer zur Schau getragenen fröhlich-harmlosen Miene.
Schön für ihn, doch wann gedenkt er, entsprechend klug und umsichtig zu handeln? Oder wenigstens nicht absolut
bescheuert kindisch, wie er es sonst ständig tut. Alle paar Seiten heckt er irgendeinen Streich aus, bezieht Prügel
und macht sich trotzdem nicht unbeliebt (außer bei Simon), schwerwiegende Folgen bleiben aus.
So plätschert der Roman müßig vor sich hin, sich repetierend und ohne große Höhepunkte. Was soll in den darauf
folgenden sieben Bänden passieren, wenn sich die Autorin hier schon schwer tut? Sie führt unzählige Personen
ein, teils historisch verbürgte, die zum Glück in einer Liste der „Dramatis Personae“ aufgeführt sind. Darüber
hinaus gibt es hübsch gestaltete Landkarten des damaligen Westeuropa und der Stadt Brügge zu bestaunen.
Die historischen Fakten scheinen sorgsam recherchiert und sind so sorgsam eingeflochten, als seien sie tatsächlich
Teil des Lebens von Claes und co., nicht bloß Makulatur. Was in der Welt geschieht, hat Folgen für alle Beteiligten
und sie streben sogar danach, ein Teil der Politik zu werden (indem sie als Söldner anheuern). Dunnett schafft es,
das alles vor dem inneren Auge des Lesers auferstehen zu lassen, schwächelt dann aber in den Dialogen. Die
Protagonisten machen zuweilen Bemerkungen, bei denen ich dachte, was das nun solle. Ich bin mir nicht sicher,
ob es nicht an der Übersetzung liegt, dass mancher Austausch verworren oder gar sinnfrei wirkt? Dagegen
spricht, dass der ganze Rest äußerst flüssig geschrieben ist und die Atmosphäre sehr gut einfängt – meinen Dank
dafür an Britta Mümmler und Mechtild Sandberg-Ciletti. Also liegt der Schwarze Peter letztendlich wieder bei
Dunnett. Und derer gibt es leider viel zu viele, als dass ich mehr als die bisher gelesenen 238 Seiten erleben
möchte. Für mich somit der erste und letzte Band aus dem Niccoló-Zyklus.