Inhalt
Die adligen Herrscher lassen im Jahre 1514 das Volk ausbluten, um ihre eigenen Schulden begleichen zu
können. Immer neue Steuern werden erhoben, Frondienste abverlangt, das Besthaupt und das Recht der
ersten Nacht eingefordert. Die Bauern hungern und langsam, aber sicher regt sich der Widerstand. Der
Geheimbund "Armer Konrad" wird gegründet und auch Jerg, Marga und ihre Familie geraten mitten hinein
in die Wirren dieser Zeit...
Rezension
Das Beste an Durst-Bennings Büchern ist für mich die Tatsache, dasss sie in meiner Gegend, also im
südwestdeutschen Raum, spielen. Noch deutlicher wird es in diesem Fall - sogar Kirchheim unter Teck
spielt hier eine Rolle. Aber zurück zur Rezension. Ich war diesmal wirklich angenehm überrascht, ist doch
die Autorin in der Lage, ein wenig komplexere Bücher als "Die Zuckerbäckerin" oder "Die Glasbläserin"
zu schreiben. Einen Preis gewinnen wird sie damit nicht, aber immerhin ist ein weiterer Schritt in Richtung
ernstzunehmenderer Lektüre getan.
Der Roman wird aus zwei Sichtweisen ezählt, die eines Mannes und die einer Frau. Dabei wird deutlich,
wie das Leben damals war, wie entbehrungsreich und ungerecht. Immerzu hoffte ich auf einen heroischen
Sieg der Bauern, doch so leicht macht es sich die Autorin nicht und das ist ein Punkt zu ihren
Gunsten. Es galt zwar, einem mächtigen Stand zu trotzen, aber dennoch war ich ein wenig enttäuscht,
dass es so wenig Erfolge zu verbuchen gab. Die Protagonisten plustern sich zwar auf, tun jedoch nicht
sehr viel gegen ihr Schicksal. Aber wahrscheinlich hätte ich mich an ihrer Stelle nicht viel mehr getraut.
Wie dem auch sei, da ich schon mal bei den Figuren bin: Sie sind leider sehr polarisiert dargestellt, wobei
immerhin Sureya sowohl negative, als auch positive Seiten abgewonnen werden. Verwunderlich zudem,
dass sich hochrangige Persönlichkeiten wie der Herzog mit einem Dorf wie Taben beschäftigen.
Alles in allem eine sehr unterhaltsame, lockere inszenierte Geschichte, die nicht nur stur geradeaus läuft,
sondern sogar ein paar kleine Überraschungen parat hält. Natürlich sind es die Hauptfiguren, die gelobt
werden, doch immerhin wendet sich nicht alles schmalzvoll zum Guten und die Emanzipation hält sich,
wie damals sicher üblich, in Grenzen. Darüber hinaus gibt es in Lene - wie in den anderen Romanen der
Autorin - eine richtige Hassfigur. Dennoch, wer gerne eine flott zu lesende Geschichte über's Ländle
(Kirchheim unter Teck, Dettingen) und die Bauernaufstände lesen will, wird hier gut bedient. Gehobeneren
Ansprüchen wird Durst-Benning mit ihren emotionalen, ein wenig kitschigen Werken nicht genügen
können. Einen Lawrence Norfolk oder Umberto Eco kann und muss es ja nicht zweimal geben. Vor allem,
wenn man gerade nicht den Kopf für historische und philosophische Diskurse hat.