Inhalt
Die Vereinigten Staaten von Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten – so sehen es immer noch viele,
die es dorthin zieht und die dort ihr Glück machen wollen. So auch Markus Westermann, der die Lokalisierung
eines Programms für den deutschen Markt übernimmt. Ein halbes Jahr steht ihm dafür zur Verfügung, doch er
hat keineswegs vor, danach wieder nach Deutschland zurückzukehren. Da kommt ihm die Begegnung mit dem
eigenbrötlerischen Österreicher Karl Walter Block gerade recht, der behauptet, mit seiner von ihm selbst entwickelten Methode an solchen Stellen Öl finden zu können, an denen man es bisher nicht einmal vermutet hätte.
Just in dieser Zeit gibt es einen Wassereinbruch in dem größten Ölfeld Saudi Arabiens und die Preise schießen
in ungeahnte Höhen. Der gesamten Weltwirtschaft droht eine komplette Umwälzung...
Rezension
Ein brandaktuelles Thema hat Eschbach in seinem neuesten Roman aufgegriffen, nämlich die Verknappung der
weltweiten Erdölvorräte und die damit einhergehenden, möglichen Folgen. Das erschreckendste dabei ist, dass
es tatsächlich so geschehen könnte. Auch wenn der Autor bisweilen etwas übertreibt mit dem prophezeiten
Zusammenbruch der Wirtschaft, wie ich meine. Für ihn scheint fast alles vom stetigen Ölfluss abzuhängen, der
in seinem Roman nicht einmal gänzlich abreißt, sondern sich lediglich stark verteuert. Immerhin wird dem
Leser (hoffentlich) klar, wie gedankenlos er bisher mit diesem kostbaren Gut umgegangen ist. Das Problem bei
uns Menschen ist leider, dass wir selten vorausschauend, geschweige denn vernünftig handeln. Sonst würden
wir weder überall mit dem Auto hinfahren, selbst bei den kürzesten Strecken, nicht in allen Zimmern unnötig Licht
brennen lassen, die Geräte auf Standby – die Liste ist endlos.
Endlich hingegen sind die uns zur Verfügung stehenden Rohstoffe und Eschbach bringt nachprüfbare Fakten an,
die er gewissenhaft recherchiert zu haben scheint. Wer wusste etwa, dass die OPEC seit 1982 keine Angaben
mehr über die in einzelnen Ölfeldern geförderten Mengen gemacht hat? Oder dass Frankreich seinen Strombedarf
zu über 80% aus Atomenergie deckt? Trotzdem fehlte mir etwas das Eingehen auf die globalen Zusammenhänge
und Auswirkungen. In „Ausgebrannt“ brechen Kriege aus, doch lediglich zum Beispiel in Südamerika. Stattdessen
wird ausführlich erläutert, wie Westmanns Schwester Dorothea einen Tante Emma Laden eröffnet und Gemüse
anbaut. Der Roman verliert dadurch stark an Schwung und verliert sich an Nebenschauplätzen. Einige Monate
verbringt Markus Westmann gar in einem abgeschiedenen Dörfchen, welches sich fast vollständig von der
Zivilisation losgelöst hat und wo er Kuhmist schippt oder Heu wendet. Die meiste Zeit hat der vorliegende Roman
also nichts von einem Thriller, leider. Man merkt erstaunlicherweise trotzdem kaum, dass man über 700 Seiten
hinter sich gebracht hat. Nach nur wenigen Tagen war ich bereits durch und werde die etwas oberflächlichen
Figuren sicher nicht vermissen, wohl aber das Gefühl, mich sowohl glänzend unterhalten, als auch einem
Szenario beigewohnt zu haben, welches zumindest in ähnlicher Form wohl auf uns zu kommen wird. Da drücke
ich selbst dann ein Auge zu, oder zwei, wenn schier unglaubliche Zufälle mitunter die Grenzen der
Wahrscheinlichkeit sprengen.