Autor	French, Tana (*1973)
Titel	Grabesgrün
Originaltitel	In the Woods
Genre	Krimi
Seiten	668
Erscheinungsjahr	2007
Auszeichnungen	Edgar Allan Poe Award (2008)
Verfilmungen
Verlag	Fischer
Website des Autors	www.tanafrench.com
ISBN	978-3-596-17542-0
Wertung

Inhalt

Das kleine Städtchen Knocknaree in Großbritannien könnte ein solch idyllisches Plätzchen sein mit seinen Einfamilienhäusern und dem angrenzenden Wald, in dem sich die Kinder des Ortes austoben können. vor zwanzig Jahren waren jedoch zwei von ihnen verschwunden und nie wieder gefunden worden. Nun liegt die Leiche eines toten Mädchens auf dem Altar einer Usgrabungsstätte. Hängen die beiden Fälle zusammen oder hatte jemand aus der Familie einen Grund, die Kleine aus dem Weg zu räumen?

Rezension

Zunächst wähnt man sich nicht ein einem Krimi, sondern eher in anspruchsvoller Lektüre: "Dieser Sommer explodiert auf der Zunge und schmeckt nach Grashalmen, eurem eigenen sauberen Schweiß, nach Doppelkeksen, aus denen die Cremefüllung quillt..." Man ist zunächst verwundert, doch legt sich das schnell, ebenso wie die anfangs so opulenten Beschreibungen. Der Stil der Autorin gefiel mir jedoch, mit einem Auge für Details, Nuancen in der Mimik und Gestik der Protagonisten. Das geht sogar so weit, dass es fast wie Gedankenlesen erscheint, wenn die Detectives Maddox und Ryan zusammenarbeiten. Richtig albern bis nervtötend peinlich sind die Kabbeleien zwischen den beiden, bei denen sie sich den Mittelfinger zeigen oder gar die Zunge herausstrecken. Sie sind dreißig, nicht drei Jahre alt!
Was eher dem Sterotyp von Thrillern entspricht ist die alptraumhafte Vorgeschichte der Hauptfiguren. Ein Erlebnis ist schlimmer als das andere und trotzdem oder gerade deshalb sind exzellente Ermittler aus ihnen geworden (O-Ton French). Sie haben nur wenige Jahre Erfahrung vorzuweisen, übersehen auch noch das Offensichtliche (das verschwundene Werkzeug fällt einem doch sofort auf) oder sind nachlässig in ihrer Suche (die Ereignisse vor zwanzig Jahren, die nähere Untersuchung des Tatortes, das Geburtsjahr, die Vergangenheit der Detektives, die gar nicht durchleuchtet wird?!). Darüber hinaus hat Maddox lediglich drei Jahre Psychologie studiert, aber keinen Abschluss gemacht und macht dennoch einen auf Profiler. Dazu gesellen sch etliche gemeinsame Abende mit Ryan, die den Roman unnötig in die Länge ziehen und die immer heftiger werdenden Streitereien zwischen den beiden, die ein ungutes Gefühl in mir hinterließen. Es wurde richtiggehend unangenehm, da (Achtung SPOILER! Bitte beim nächsten Absatz weiterlesen, falls Sie sich das Buch trotzdem kaufen wollen) die Sache niemals geklärt wird, ebensowenig wie der Fall von vor zwanzig Jahren. Ich hatte mich durch fast 700 Seiten gekämpft, um mit einem solchen Ende abgespeist zu werden?! Mir ist egal, ob das realistisch ist, aber Thriller lese ich deshalb, weil darin das Böse eben nicht gewinnt. Nicht wie im wahren Leben.
An dieser Stelle sei nochmals betont, dass ich den Roman für viel zu lang halte. Etliche Male wollte ich ihn beiseite legen, da ich mal wieder einen Abend mit lesen verbracht hatte, ohne dass die Ermittlungen einen Fortschritt aufgewiesen hätten. Generell verlor ich völlig das Zeitgefühl. Wie lange war es her, dass die Leiche des Mädchens gefunden wurde? Wochen? Monate? Es fühlte sich an wie Jahre und das ist kein Qualitätsmerkmal für einen Krimi. Die ach so tollen Detectives verschwiegen Fakten voreinander, obwohl der Ich-Erzähler nie müde wird zu betonen, dass sich die beiden auch ohne Worte verstünden. Außerdem warten sie Tage oder gar Wochen, bis sie endlich Kontakt zu einem Zeugen aufnehmen. Da erinnert sich doch keiner mehr an den besagten Tag! Bei French scheinen die Ermittler jedenfalls unendlich viel Zeit zu haben - die hab ich nicht und deshalb ärgert es mich, dass ich so viel davon mit diesem Buch zugebracht habe. (Dezember 2010)

Schon gewusst?
"Grabesgrün" ist Tana Frenchs erster Roman.