Autor | Gaddis, William |
Titel | Letzte Instanz |
Originaltitel | A Frolic of His Own |
Genre | Justizkrimi |
Seiten | 719 |
Erscheinungsjahr | 1994000 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Rowohlt |
Website des Autors | www.williamgaddis.org |
Wertung | |
Inhalt
Ein 90 Millionen Dollar teurer Film läuft in den US-Kinos an, der vom Bürgerkrieg handelt und die Grenzen der
Gewalt in den Medien sprengt. Doch das ist es nicht, was Oscar stört, der nach einem Unfall im Krankenhaus liegt.
Er meint, die Filmemacher hätten den Inhalt ihres Streifens aus seinem Theaterstück gestohlen. Darum will Oscar
einen Prozess anstrengen, bei dem es ihm angeblich allein um die Gerechtigkeit geht, nicht um Geld...
Rezension
Eines merkt man gleich zu Beginn: Dies ist kein Buch, das man auf die Schnelle nebenher lesen könnte. Es
besteht, möchte ich sagen, zu über 90% aus Dialogen, die zudem direkt aus dem Leben gegriffen sein könnten. Soll
heißen, die Sprecher brechen des öfteren mitten im Satz ab, machen mit einem ganz anderen Thema weiter und
reden in verschachtelter Weise über verschiedene Dinge gleichzeitig. Auch der Schreibstil des Autors ist
gewöhnungsbedürftig. Da wird nicht angegeben, dieser oder jener sage dies und das, sondern es erfolgt sogleich das
gesprochene Wort und nur wer konzentriert mit liest, weiß noch, wer gerade an der Reihe war. Zum Glück werden
immer wieder Namen eingestreut, damit man nicht ganz den Überblick verliert
Dieser Stil hat zwar durchaus seinen Reiz, doch wirkte er auf die Dauer ermüdend, da über so vieles drauflos
geplappert wurde, dass mir der Kopf schwirrte. Zumal vieles nicht von Belang ist, etwa wenn Oscar ganze Seiten
aus seinem Stück vorliest oder aneinander vorbei geredet wird. Sicher, dies ist bisweilen komisch, wird aber von
Gaddis so weit an die Spitze getrieben, dass es anfing, mich zu nerven. Wann kommt er endlich auf den Punkt?
Wann kommen die Leute weiter mit dem, was sie erreichen wollen?
Der Autor nimmt die Absurdität des amerikanischen Rechtssystems auf's Korn, dabei sagt er schon im allerersten
Satz, dass es sowieso allen nur um's Geld ginge. Nicht um Gerechtgikeit drehen sich die Verfahren, sondern um
das Recht. Der Verlag nannte dieses Buch gar kafkaesk und dies hat durchaus seine Berechtigung, denkt man an
"Der Prozess". Leider war mir Gaddis allzu weitschweifig und minimalistisch, was die Ausgestaltung seiner
Figuren und deren Umgebung angeht. Er macht - auch wenn er gerade dies damit vielleicht anprangern will - viel
Lärm um Nichts. Mir hätte sein Roman besser gefallen, wenn der Autor ihn ein wenig gekürzt und deutlich gemacht
hätte, wohin er eigentlich will. Vom Grundsatz her gut, schien Gaddis sich zusehends von seinen Figuren zu
entfernen, die hinter all den leeren Worten untergehen, genau wie seine Kritik an der Gesellschaft.