Autor

Herrmann, Elisabeth

Titel

Das Kindermädchen

Originaltitel

Genre

Krimi

Seiten

430

Erscheinungsjahr

2005

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

Rotbuch (Teil v. Eulenspiegel)

Wertung

Inhalt

Die alte Frau steht unverfroren im Garten der Villa und lässt sich erst hinaus komplimentieren, als Joachim Vernau ihr verspricht, seinem Chef und Schwiegervater in spe eine Nachricht zu überbringen. Utz von Zernikow soll etwas unterschreiben, doch der Zettel ist auf russisch verfasst und so kann Joachim nur vermuten, um was es sich handeln könnte. Wenig später wird die Frau aus einem Fluss gefischt und ihr Zettel aus Joachims Büro gestohlen...

Rezension

Es ist ungewöhnlich, dass das Geschlecht des Ich-Erzählers nicht dem des Autors entspricht. Hier wird aus der Perspektive des Anwalts Joachim berichtet, der in die Kreise einer wohlhabenden Familie einheiraten will und dementsprechend kritisch beäugt wird. So ist es nicht verwunderlich, dass alle dichthalten, selbst seine Verlobte. Wer will denn schon mit einer unrühmlichen Vergangenheit konfrontiert werden? Was genau damals geschah komm nach und nach ans Licht und genau deshalb liest man immer wieder gerne weiter. Ich war letztendlich sehr gespannt darauf, zu erfahren, was die von Zernikows verbrochen haben. Gekonnt hat Herrmann dabei die unterschiedlichsten Genres miteinander verwoben. Teils Drama, teils Krimi, dann sogar die Action eines Thrillers – bravo! Ich habe mich keine Sekunde gelangweilt, die Figuren wecken Sympathien, aber entsprechen leider den üblichen Klischees. Was schwerer wiegt ist die Tatsache, dass ich Aarons Handeln nicht nachvollziehbar finde und auch mit Sigrun hatte ich so meine Schwierigkeiten. Sie als Politikerin müsste die Meute von der Presse doch kennen. Sobald diese Blut geleckt haben, graben sie selbst die ältesten Knochen noch aus. Aber gut, es ist einfacher, etwas zu verdrängen als sich ihm zu stellen.
Die Autorin selbst stellt sich einem weiteren dunklen Kapitel aus der deutschen Geschichte und bringt so die zahllosen Opfer in Erinnerung. Etliche junge Mädchen waren im 2. Weltkrieg aus Osteuropa hierher verschleppt und in Dienst gezwungen worden, als Kindermädchen oder Haushaltshilfe. Wer kann da noch als unschuldig gelten? Oder schuldlos schuldig? Lesen Sie selbst, Frau Herrmann kann schreiben, klar und präzise, mit Humor und Spannung.