Inhalt
Die Inquisition ist in Wandlingen und Bruder Heinrichs Predigt über Hexen und deren Machenschaften bringt
Bruder Ludwig auf eine Idee. Aus Rache um die schmachvolle Zurückweisung, die er von der örtlichen Hebamme
Zobeida erhalten hat, denunziert er diese als Hexe. Ihr Sohn Richard, keine 12, muss mit ansehen, wie seine
Mutter auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird. Er jedoch hat Glück und wird von seiner Tante, Sibylle Fugger,
nach Augsburg eingeladen, wo er aufgrund seiner Klugheit schon bald die Aufmerksamkeit des Oberhauptes
der Kaufmannsfamilie, Jakob Fugger, auf sich zieht...
Rezension
Was mir mit als erstes auffiel war, wie sehr sich Kinkel Mühe gegeben hat, ihr Buch authentisch wirken zu
lassen. Sie scheint einiges über die damalige Zeit recherchiert zu haben, was vor allem auf die Chronik der
Fugger und deren Aufstieg zutrifft. Sie versteht sich auch darauf, diese schnöden Fakten anschaulich zu
präsentieren. Woran es meiner Meinung nach hapert ist die Geschichte drumherum. Ich fand das Tempo
schleppend und wenig abwechslungsreich und irgendwie fehlte mir ein Anhaltspunkt, wohin das Ganze führen
sollte. Sicher, Richards Aufstieg bei den Fuggers ist schon fast obligatorisch, aber was könnte da noch aufregendes passieren? Dazu kommt, dass Kinkels Schreibstil in meinen Ohren naiv klingt, obwohl ich dies nicht so
konkret an etwas festmachen kann. Vielleicht liegt es daran, dass das Buch so klingt, als sei es nach und nach
mühsam zusammengesetzt worden, statt locker aus der Feder zu fließen. Auch die Charaktere entwickeln sich
nicht langsam, sondern werden aus dem Boden gestanzt. Sie agieren zudem in überzeichneter Weise gemäß
den Erwartungen und bergen keinerlei Überraschungen. Die intelligente, schöne Zobeida wird abgelöst von der
ebenso entzückend anzuschauenden Sibylle, die in Klugheit dem hochbegabten, mit überaus rascher Auffassungsgabe gesegneten Richard in nichts nachsteht und so weiter und so fort. Kann man es mir da verübeln,
wenn ich diese Welt schlicht künstlich fand? Weder die Protagonisten noch die Handlung haben Ecken und
Kanten, wirken geschniegelt und gestriegelt mit einem leichten Hang zur Melodramatik. Darum war nach etwa
120 Seiten Schluss für mich, obwohl ich noch lange gehofft hatte, die Lobpreisungen auf dem Umschlag würden
sich auch für mich bewahrheiten.