Autor

Martin, George R.R.
(*1948)

Titel

Fiebertraum

Originaltitel

Fevre Dream
= Dead Man River

Genre

Fantasy / Grusel

Seiten

510

Erscheinungsjahr

1982

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

Heyne

Website des Autors

www.georgerrmartin.com

Wertung

Inhalt

In der Hitze des Südens der USA gibt es einen Fluss, der die wichtigste Handelsroute überhaupt darstellt, den Mississippi. Dampfschiffe jeder Größe fahren auf ihm, angetrieben mit Holz und dem daraus erzeugten Wasserdampf. Abner Marsh besitzt gleich vier solcher Fahrzeuge, drei davon verliert er allerdings an das Eis. Da kommt ihm das Angebot des eleganten Herrn gerade recht: Joshua York will ein Dampfschiff bauen, größer und schneller als alles bisher da gewesene, die Fevre Dream. Einzige Bedingung: Marsh darf keine Fragen stellen und muss an Orten anlegen, die York ihm zuweist. Doch das fällt dem altgedienten Kapitän schwer, zumal York lediglich nachts aus seiner Kabine herauskommt und seltsame Gestalten um sich schart...

Rezension

Inzwischen mag ich Vampirromane nicht mehr sonderlich, kauen doch die meisten stets die gleichen Klischees wieder, wie die Angst dieser Dämonen vor Weihwasser, Knoblauch, Silber und Spiegeln. In anderen Werken, wie denen von Anne Rice, werden sie romantisiert und schlittern daher unweigerlich in die Kitschzone. Davor ist selbst George R.R. Martin nicht gefeit, den ich seit „A Song of Ice and Fire“ zu meinen Lieblingsautoren zähle. Letzteres ist der Grund, weshalb ich mir vorliegendes Werk blind gekauft habe. Bei Martin sind Vampire also ebenfalls edle Geschöpfe, auf eine morbide Art und Weise faszinierend, über menschliche Probleme scheinbar erhaben. Allerdings zeigt der Autor sehr drastisch die düstere Seite des ewigen Lebens. Der Rote Durst, wie er die Gier nach Blut nennt, macht Vampire zu rasenden Bestien, das Stillen dieses Durstes zum Mord an Unschuldigen. Man darf wahrlich nicht zimperlich sein, wenn man sich vorliegenden Roman zu Gemüte führen will.
Der Rote Durst führt bei einigen Vampiren wiederum zu einem inneren Konflikt, der sehr glaubhaft dargestellt ist und die Figuren zu dreidimensionalen Wesen macht. Eine klare Grenze zwischen Gut und Böse gibt es nicht und genau das macht die Faszination dieses Romans aus. Leider fand ich in keinem der Protagonisten eine Identifikationsfigur und das kostete einiges an Atmosphäre – wovon „Fiebertraum“ dennoch ein gerüttelt Maß besitzt. Das geht allerdings zu Kosten des Tempos und so werden sich einige Leser darüber ärgern, wie langsam alles vonstatten geht. Doch was erwartet man in der Hitze der Südstaaten? Wer außerdem „A Song of Ice and Fire“ gelesen hat, wusste, wie Martin arbeitet. Er lässt sich Zeit, seine Charaktere zu entwickeln, ihnen eine Geschichte zu geben und den Leser so in den Bann zu ziehen, dass er die Konflikte ebenso durchmacht wie die Protagonisten. Essentielle Fragen werden aufgeworfen, wie etwa, ob man die Vernichtung der Vampire verantworten kann. Oder man es zulassen kann, dass sie weiterhin existieren.
Bisher ist „Fiebertraum“ also der beste Vampirroman, den ich gelesen habe. Ich vermeinte immer noch die Hitze der Dampfkessel zu spüren und das Pfeifen der Schiffe zu hören. Das Ende fand ich leider allzu abrupt und enttäuschend brav.