Inhalt
Es ist sehr früh am morgen, als der Neurologe Henry Perowne in einer kalten Nacht erwacht und sich ans Fenster stellt, ein Flugzeug beobachtend, das über den Himmel zieht. Zwei Jahre ist es her, seit die Anschläge des 11.
September verübt wurden und nun werden in London die Demonstrationen gegen den Irakkrieg vorbereitet. Perowne hat alles, was das Herz begehrt: Eine gutbezahlte, erfüllende Arbeit, eine tolle Frau, einen begabten Sohn
und eine gebildete Tochter. In diese Idylle nun bricht ein aggressiver junger Mann ein...
Rezension
Teil 1 dieses Buches verschwendet, wie ich finde, viel Zeit mit der minutiösen Beschreibung operativer Eingriffe
inklusive des dazugehöirgen Fachjargons, ohne dass dies einen für mich erkennbaren Nutzen hätte. Schön, dass
sich McEwan bemüht, den Alltag des Neurologen deutlich zu machen, doch fand ich das alles schlicht und ergreifend langweilig. Man mag zudem über die detaillierte Einführung der Figuren mit Aussehen, wesentlichen Charakterzügen etc. froh sein oder wie ich etwas gereizt reagieren. Ich finde nämlich, dass der Autor dadurch überhaupt keinen Platz mehr für die Phantasie lässt, sondern alles bereits vorverdaut vorsetzt. Auch ein allmähliches
Kennenlernen wird dadurch unmöglich und alles, was die Protagonisten hernach tun, muss unter diesem Aspekt
betrachtet werden, so das man als Leser kaum eigene Schlüsse ziehen kann. Wären die Personen sympathisch
oder so kauzige Gesellen wie Oblomow (von Iwan A. Gontscharow), wäre das etwas anderes. Ich fand Perowne und co. aber fad und nur bloße Schatten realer Menschen. Da hilft auch das wichtige Thema - die Welt nach
dem 11. September - nicht viel, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen. McEwan hat es sicherlich gut gemeint,
doch sein Schaffen empfand ich als ein wenig lustlos und uninspiriert. Das Grundkonzept scheint eine Variation
von "Liebeswahn" zu sein - ein Fremder drängt sich in eine Partnerschaft, in das Leben anderer hinein und bringt
die heile Welt aus den Fugen. "Liebeswahn" fand ich allerdings um Längen besser und persönlicher als dieses
öde Machwerk.