Autor | Moore, Susanna |
Titel | Abschied vom Haifischgott |
Originaltitel | Sleeping Beauties |
Genre | Drama |
Seiten | 254 |
Erscheinungsjahr | 1994 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Rowohlt |
Wertung | |
Inhalt
Eines Tages steht die dreizehnjährige Clio urplötzlich auf der Veranda ihrer Tante Emma auf Honolulu, geflüchtet
vor ihrem teilnahmslosen Vater und der grausamen Stiefmutter. Emma stellt keine Fragen, scheint auch nicht überrascht, sondern nimmt ihre Nichte ohne viel Federlesens bei sich auf. Die blinde Großmutter Mabel lebt gemeinsam
mit ihnen unter dem Dach eines Hauses, das von einer längst vergangenen Zeit zeugt. Baufällig geworden und
zum größten Teil ungenutzt, erscheint es Clio als ein Ort für spielerische Entdeckungsreisen in die Vergangenheit.
Im Laufe der Jahre lässt sie sich daher immer stärker in Emmas Arbeit einbinden, um die Geschichte ihrer Vorfahren und der Bewohner dieser Insel zu bewahren, welche immer mehr von Soldaten und später von Touristen
vereinnahmt wird...
Rezension
Ein sehr einprägsamer Absatz findet sich hierzu in diesem Buch: "Als Kind hatte sich Clio darüber gewundert, dass
Touristen nach Hawaii kamen, obwohl die Welt, die sie selbst kannte, ihnen völlig verschlossen blieb, die Welt, für
deren Bewahrung Emma so hart arbeitete, und sie fand es schade, dass die Touristen so leicht zufriedenzustellen waren. Offenbar bekamen sie ziemlich wenig mit. [...] Sie war verwirrt von dem Unterschied zwischen dem,
was die Touristen offentsichtlich zu akzeptieren bereit waren, und all dem, was sie außerdem noch hätten haben
können." Ein sehr eindringlicher Satz, den sich die Autorin allerdings selbst hätte zu Herzen nehmen sollen. Von
den Protagonisten bekommt man als Leser sehr wenig mit, sie bleiben eine unbekannte Konstante in diesem Buch,
welches die Distanz nie zu überwinden vermag. Ehrlich gesagt fand ich Moores Roman unterkühlt, wo es sich um
die Menschen dreht, während immerhin die Beschreibung der Insel und deren Kultur ein wenig Wärme abstrahlt.
Leider bleibt auch letzteres vage und angedeutet, so dass man kaum weiß, was Emma eigentlich zu bewahren
versucht und warum. Man bleibt der Tourist, den Moore durch Clio so belächelt, beinahe herablassend als leicht
zufriedenzustellen abstempelt. Bei mir war das Interesse, die Dinge zu ergründen, vorhanden, aber Moore spielt
die verschlossene Muschel, die jedoch selbst ebenso wenig Tiefgang zu bieten hat, wie sie flüchtige Besucher
zu erwarten scheinen. Dabei schien der Einstieg sehr vielversprechend mit seiner traumgleichen Atmosphäre,
als schwebten Clio und ihre Familie über den Dingen, am Aberglauben festhaltend und kaum in der Wirklichkeit
verankert. Allerdings wurde mir dieses beschauliche Dasein sehr rasch allzu behäbig in seiner Ziellosigkeit und
dem Fehlen jeglicher Regungen oder Wünsche. Es hätte so schön sein können oder nachdenklich stimmend oder
wenigstens dazu gut, die Zeit rumzubringen. Letztere schien jedoch stillzustehen bis auf die Tatsache, dass ein
dahingeworfener Satz sein Vergehen anzeigt mit den Worten, Clio sei jetzt 17, inzwischen 26 usw. Wie kann man
nur so teilnahmslos sein?! Oder kam nur mir das so vor? Clio beschäftigt sich mit der Historie, weil sie keine
Ahnung hat, was sie sonst machen soll. Ihren Ehemann heiratet sie, um von Hawaii zu flüchten. Gibt es überhaupt
etwas, das sie beschäftigt, umtreibt, berührt? Ich habe mich wirklich bemüht, sie und diesen Roman zu mögen,
doch wollte mir das einfach nicht gelingen. Wenn ich böse sein wollte, würde ich sagen, Morre (ihr Photo prangt
auf der Rückseite der Taschenbuchausgabe) sähe genauso aus, wie sie schreibt - spräde und kühl.