Autor | Musil, Robert |
Titel | Der Mann ohne Eigenschaften I: Das erste Buch |
Originaltitel | |
Genre | Drama |
Seiten | 665 |
Erscheinungsjahr | 1937 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Rowohlt |
Wertung | |
Inhalt
Der Roman spielt kurz vor dem 1. Weltkrieg in Österreich und die sogenannte Parallelaktion ist gerade in
Planung. Eher unfreiwillig ist auch der Titelheld Ulrich durch seine Cousine Diotima (die nur er so nennt) mit
hineingerutscht, die sich als Dame der Gesellschaft dieser Sache angenommen hat. Es geht um die Feierlichkeiten
zur 70-jährigen Regierungszeit von Kaiser Franz Josef I., welches das Jubiläum des deutschen
Wilhelm II. übertrumpfen soll. Doch in erster Linie geht es um Ulrich, seine Geschichte und Gedanken,
seinen Freund Walter und dessen Frau Clarissa, die ihren Mann unbedingt als Genie sehen will...
Rezension
Zugegeben, Musil tischt uns hier keine leichte Kost auf, die man geschwind so nebenher lesen könnte.
Dazu ist der Roman viel zu komplex und verschachtelt. Da türmen sich Satzungetüme vor einem auf, die
mühsam erklettert werden wollen, doch wie beim Bergsteigen lohnt sich der Augenblick, in dem man
schließlich den Gipfel erreicht. Fantastisch, was Musil für Ideen und Gedanken hat! Dabei muss ich leider
eingestehen, nicht alles komplett verstanden zu haben, da mir entweder der zeitliche Bezug oder letzerer
zu Österreich fehlte. Der Rest hingegen war hochinteressant, wenn ich Musil auch nicht in allen Punkten
zustimmen würde.
Zu den Personen lässt sich nur sagen, sie sind sehr fein geschliffen, fast allein ihrer Beschreibung wegen
lohnt es sich, das Buch zu lesen. Man lernt sie in all ihren Facetten kennen, so gut kann Musil sie mit Leben
füllen. Was er allerdings nicht so gut kann, ist die Konstruktion eines Handlungsablaufs, der sich zu einer
Geschichte entwickeln könnte. Den Rahmen skizziert er nur ansatzweise und wirft Spotlichter auf die ihm
am Herzen liegenden Themen. Dadurch fiel es aber teilweise sehr schwer, an der Stange zu bleiben, da
mich nicht alle Anschauungen Musils interessiert haben und die ganze Situation sich auch nach Dutzenden
von Seiten nur wenig ändert bzw. nur am Rande erwähnt wird. Doch wer sich die Mühe macht, sich quasi
in den Kopf Musils hineinzuversetzen, kann an der Klugheit eines großen Autors teilhaben und sich auch -
für mich sehr überraschend - an seiner ab und zu aufblitzenden Ironie erfreuen. Das zweite Buch werde
ich mir auf jeden Fall gönnen - wenn ich wieder einmal viiiel Zeit dafür aufbringen kann.