Autor

Nebenzal, Harold

Titel

Der Löwenkult

Originaltitel

The Lion Cult

Genre

Thriller

Seiten

283

Erscheinungsjahr

1999

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

Heyne

Wertung

Inhalt

Der afrikanische Staat Ebenholzküste ist in Not, selbst die Konsulate können nicht mehr bezahlt werden. Aber Hanibal Ndulu, Vizekonsul in Zürich, und seine attraktive Frau Marie Blanche wissen sich zu helfen. Er nimmt Mordaufträge an, sie prostituiert sich. Dann jedoch werden Diamantenfunde in ihrem Land bekannt und sie müssen alles tun, damit diese nicht in die Hände der Unterdrücker des Staates geraten, den Arabern.

Rezension

Ich fall doch immer wieder auf die Lobeshymnen auf dem Einband herein! Das Buch ist zwar wirklich nichts für zarte Gemüter, doch spannend finde ich es nicht. Und das liegt einfach daran, daß es erst einmal wie ein Reiseführer beginnt. 90 Seiten lang hört man von den Gebäuden und der Stadt Zürich, nicht wenige Personen werden eingeführt, bis es sich zum Thriller wendet. Aus der Story hätte man vielleicht was machen können, aber die Darstellung der handelnden Personen hat mich wirklich abgeschreckt. Sie sind brutal und skrupellos, dass sie Opfer ihres Schicksals/ihrer Lebensumstände geworden sind, kauft man ihnen nicht ab. Mein Eindruck kann täuschen, aber sie wirken kalt und irgendwie primitiv, besonders die Afrikaner scheinen völlig von ihren Emotionen gelenkt (mit Schuld ist natürlich der Föhn, der verdammte; wenn sich die Menschen in Zürich sonderbar oder gewalttätig aufführen, liegt es daran). Die Frauen scheinen den feuchten Träumen eines Mannes entsprungen, wolllüstig, schamlos und willig wie sie sind. Ich konnte zu niemandem eine positive Bindung aufbauen und sowas stört mich bei einem Buch gewaltig. Wem soll ich die Daumen drücken? Wem schenke ich meine Sympathien? Und dann tun sie (oder eben Nebenzal) so scheinheilig. Mord und Prostitution, geht klar, aber persönliche Bereicherung, niemals! Der Satz am Ende wirkt wie eine Rechfertigung: "Und wir haben es nicht für uns getan, sondern für unser Volk." Aha, der Zweck heiligt also die Mittel! Warum läßt der Autor sie nicht einfach zugeben, dass sie für ihr eigenes Überleben sorgen, das hat mit ihrem Volk zunächst überhaupt nichts zu tun. Ferner kann man nach solchen Taten sinnloser, brutaler Gewalt nicht am Ende mit reiner Weste wieder herauskommen. Aber genau das versucht Nebenzal uns hier anzudrehen (Hanibal behauptet, nur böse Menschen getötet zu haben, doch was ist mit der Frau? Wie kann er sich anmaßen, zu beurteilen, wer böse ist und wer nicht? Macht ihn das nicht auch böse?). Sicher töten die Leute in anderen Thrillern auch, aber geschieht das aus der Situation heraus, hier kann ich die Notwendigkeit oft nicht sehen.
Noch ein Negativum, bevor ich zum positiven komme. Ich fand manche Szenen echt unglaubwürdig, wie den Tanz oder im o-furo. Sie spiegeln, meine ich, die stereotype Vorstellung von Frauen wieder. Die Afrikaner werden einem zur Identifizierung geradezu aufgedrängt, aber Nebenzal erschafft Charaktere mit nicht wenig zweifelhafter Moral. Für mich waren es die Bösen und ich habe mir ständig gewünscht, sie mögen geschnappt werden. Der einzige Pluspunkt: Man weiß nicht, wie das alles enden soll. Dadurch fragt man sich schon, wie die Leute da wieder rauskommen. Allerdings erwarte ich von einem Thriller mehr als nur mäßiges Interesse daran. Mit dem hier kann ich mich einfach nicht anfreunden.