Inhalt
Der Professor für Geschichte und Schriftsteller Jonathan hat sich in seine entlegene Hütte zurückgezogen, um im tiefsten Winter sein neuestes Werk ungestört verfassen zu können. Doch da streckt ihn ein
Fieber nieder und er wäre sicherlich gestorben, wenn Azriel nicht gekommen und ihn gerettet hätte. Dieser
geheimnisvolle Fremde ist nicht von ungefähr dort aufgetaucht, Jonathan soll seine über 3000 Jahre umspannende Lebensgeschichte niederlegen. Angefangen in Babylon, wo der Gott Marduk zu ihm sprach
und er der "Servant of the Bones" wurde...
Rezension
Als erste Lektüre der berühmten Autorin wollte ich mir einen weniger dicken Wälzer als etwa "Tanz der
Vampire" zu Gemüte führen. Ich muss zugeben, bisher hatte ich nur "Interview mit einem Vampir" im TV
gesehen und war ein wenig enttäuscht, dass hier die gleiche Masche aufgezogen wird: Seehr viele
Lenze zählender Unbekannter kommt zu einem anderen, um seine Story verfassen zu lassen. Wieder ist
der Biograph fasziniert von seinem Besuch, der sanft und bedrohlich zugleich wirkt. Ein wenig seltsam
mutete an, wie Jonathan von Azriels schwarzen Haaren schwärmt (nicht nur von denen auf dem Kopf)
und dessen Aussehen preist. Ob der Professor homosexuell ist, hatte ich bis Seite 40 nicht herausgefunden und wollte es von da an auch nicht mehr, Die beiden Männer kommen einfach nicht über seichtes
Geplänkel hinaus und Jonathans Rolle fand ich schlicht unnötig. Lieber wäre es mir gewesen, wenn man
Azriel direkt durch seine Geschichte begleitet hätte, statt sich in aller Kürze alles runterleiern zu lassen.
Dabei springt Azriel enervierenderweise in seiner Erzählung hin und her, so dass keine stringente Handlung
zustande kommt. Hinzu gesellen sich irgendwelche Zwischenbemerkungen vom Prof und die vermaledeiten schwarzen Locken und das Kleidergewechsel. Höre ich mich schlecht gelaunt an? Das bin ich
auch, hatte ich doch einen mitreißenden Vampirhorror erwartet und keine Märchenstunde, die sprunghaft und holprig klingt, da der Satzbau des öfteren zu wünschen übrig lässt.
Jonathan hörte sich dabei tatsächlich wie ein gutmütiger Märchenonkel an und bleibt dabei eine zu vernachlässigende Randfigur. Azriel ist nicht wirklich interessanter, wenn man die Tatsache außer Acht
lässt, dass er über 3000 Lenze zählt. Er ist irgendein Kerl, der von seinem Leben erzählt, ohne es zu
können, ohne Höhepunkte zu bieten oder Charaktere, mit denen man sich identifizieren könnte, seinen
nicht ausgenommen. Ein paarmal wirft er ein, das wäre gewesen, bevor er seine Seele verloren hätte,
bevor er Servant of the Bones wurde (zu dt. "Engel der Verdammnis"). Schön und gut, genau diesem
Ereignis will ich lauschen, der Rest schert mich nicht die Bohne. Doch der Weg bis dahin ist einfach zu
öde, um ihn zu gehen.