Autor

Rivelle, Stephen J.

Titel

Der Kreuzritter - Das Tagebuch des Roger von Lunel

Originaltitel

A Book of Days

Genre

Historisches

Seiten

528

Erscheinungsjahr

1996

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

Heyne

Wertung

Inhalt

Im Jahre 1096 beginnt der provenzalische Edelmann Roger von Lunel sein Tagebuch, das ihn weit in den Orient begleiten wird. Mit seinem Lehensherr Graf Raimund und einem buntgemischten Heer aus Normannen, Deutschen, Schotten, Italienern u.a. macht er sich auf, um die heilige Stadt Jerusalem zu befreien. Mit dem Segen der Kirche, dem Ablass, rauben, plündern und morden sich die zu Anfang knapp 30 000 Kreuzritter auf dem drei Jahre währenden Zug nach Osten. Sie werden gequält von Hunger und Hitze, belagern und werden belagert von ihren ungläubigen Feinden...

Rezension

Im Vorwort erläutert Rivelle die Entstehungsgeschichte dieses Werkes, das wohl schlicht die Übersetzung des Tagebuchs seines Vorfahren Roger von Lunel sein soll. So ganz glauben kann ich das nicht, da es irgendwie zu sehr Roman ist und viel ungewöhnliches passiert (man denke nur an die meiner Meinung nach unglaubwürdige Wendung mit Mansur). Hat Rivelle wirklich nichts daran verändert oder dramatisiert?
Lunel beschreibt in schonungsloser Offenheit die barbarische Schlächterei, die nur allzu oft von Seiten der Kreuzritter ausging. Was Wunder, dass er an der Rechtmäßigkeit dieses Feldzugs zu zweifeln beginnt und seine damals sicher ketzerischen Gedanken niederlegt. Für jemanden aus dem Mittelalter dachte er erstaunlich fortschrittlich und hinterfragte die Worte und Taten der Geistlichkeit. Mich wundert nur, dass ihm daraus nicht mehr Ärger erwachsen ist. Meistens berichtet Lunel jedoch von den Dingen, die geschehen sind und genau dort liegt für mich das größte Manko. Es fehlte mir an Lebendigkeit, da der Verfasser sich nur auf das wesentliche beschränkt und ich mich dadurch nicht richtig in die Zeit zurückversetzen konnte. Alles, was er beschreibt, ist schon vorbei, wenn er es niederlegt - was dem Geschehen die Dramatik nimmt. An seinem Schicksal konnte ich daher auch nicht richtig Anteil nehmen, da er ja auch das meiste im nachhinein eher kühl betrachtet und in geraffter Form sozusagen Bericht erstattet. Aus diesen Gründen fand ich die Lektüre streckenweise richtig zäh und sogar öde. Was aber wohl die Moral von der Geschichte ist, kommt gut raus: Ob Kreuzzug oder Dschihad, es kämpfen immer nur Menschen gegeneinander und das daraus erwachsende Leid ist größer als der Gewinn eines doch schalen Sieges.