Autor | Roidis, Emmanuil |
Titel | Päpstin Johanna - Ihr wahre Geschichte |
Originaltitel | I Papissa Ioanna |
Genre | Historisches |
Seiten | 398 |
Erscheinungsjahr | 1866 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Bastei Lübbe |
Wertung | |
Inhalt
Der Grieche Roidis verfasste sein Werk bereits im Jahre 1866, woraufhin es prompt von der orthodoxen Kirche
mit einem Bannspruch belegt wurde. Dem Erfolg des Buches tat dies keinen Abbruch, wird doch darin behauptet,
dass im 9. Jahrhundert eine Frau zum Papst erhoben wurde. Johanna, in Deutschland geboren und früh ins Kloster
gekommen, macht sich als Mann verkleidet auf nach Rom, wo ihrem Aufstieg nur die Liebe im Wege steht...
Rezension
Ich wünschte nur, Roidis hätte tatsächlich die Romanform gewählt, die auf dem Einband als "wahre Geschichte"
gepriesen wird. Ob es tatsächlich so gewesen ist, sei mal dahingestellt, faszinierend ist das Thema allemal. Eine
Frau als höchster Würdenträger in der von Männern dominierten Kirche! Statt nun in seine Erzählung einzusteigen,
quält uns der Autor mit der Entstehungsgeschichte seines Werkes. Wie es dazu kam, dass er von dieser Päpstin
hörte, in welchen Archiven, in welchen Schriften er nach Beweisen suchte. Dann, juhuu, die Einleitung. Aber
immer noch nichts über Johanna, sondern die Auflistung einiger anderer Frauen, die sich jahrelang als Männer verkleidet unter Mönche mischten, bevor sie irgendwann durch böswillige Anschuldigungen anderer Frauen - diese
seien verführt und geschwängert worden - enttarnt wurden. Erst auf Seite 108, im sogenannten zweiten Teil,
fängt der Roman an. Allerdings konnte mir der Autor sein Buch einfach nicht mehr schmackhaft machen. Immer
wieder drängt er sich zwischen den Leser und die Protagonisten, so dass man nicht richtig in die Handlung eintauchen kann. Er hat zwar durchaus interessante Fakten zu bieten, die seiner gründlichen Recherche Rechnung
tragen, aber von einem Roman erwarte ich etwas anderes. Ich will mitfühlen, mitfiebern und einem Plot folgen
können, der mich aus meiner Welt in die seine mitnimmt und nicht so schnell wieder loslässt. Roidis reiht kalt
Informationen aneinander, kaum dass er mal einen Dialog einflicht oder sich die Mühe macht, Johanna Gedanken,
Gefühle und damit Gestalt zu geben. Sie bleibt eine Figur aus der Historie und somit eine völlig fremde Person.
Schade, da hatte ich von einem lang vergriffenen und nun endlich (?) wieder neu aufgelegten Buch mehr
erwartet. Außerdem hätte der Verlag die französischen Sprüche ruhig übersetzen können. Soweit reicht
mein rudimentäres Wissen dieser Sprache nicht.