Autor | Rosso, Renzo |
Titel | Der Chronist des Papstes |
Originaltitel | Il tronio della bestia |
Genre | Historisches |
Seiten | 574 |
Erscheinungsjahr | 2002 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Goldmann (Teil v. Random House) |
Wertung | |
Inhalt
Der Orden der Benediktiner lebt sehr zurückgezogen und äußerst bescheiden in seinen von Gebet und
Kontemplation geprägten Klöstern. Neben der Messen widmen sich die Mönche vor allem dem Studium und der
Abschrift wertvoller Bücher. Das kommt selbst dem päpstlichen Hofe zu Ohren und so wird der junge Vildericus
anno 1032 nach Rom gesandt, um die Vorgänge dort niederzulegen. Leider nimmt man es in jener Stadt weder
mit der Wahrheit, noch mit der Keuschheit sehr genau und so wird das Leben für den aufrechten Mönch fortan
zu einer harten Probe seines Glaubens...
Rezension
Darum gibt es immer wieder Diskussionen im Laufe des Romans, die sich um religiöse Fragen drehen, um das
richtige Verhalten trotz des Gelübdes, demütig und gehorsam zu sein. Zudem werden viele Passagen aus der
Bibel oder anderen Schriften rund um den Glauben zitiert und schaffen das, was bisher noch keines der
historischen Wälzer, die sich um Angehörige der Kirche drehen und die ich gelesen habe, in einem ebensolchen
Ausmaß geschafft haben: Die inneren und äußeren Umstände eines Gläubigen über die Jahrhunderte hinweg in
die heutige Zeit zu transportieren. Wirkt bei den meisten Romanfiguren die Kutte wie eine Verkleidung, nimmt man
es Vildericus sofort ab, dass ihm seine Grundsätze und die Ordensregeln wichtig sind, obwohl es viele Versuchungen in einer Stadt wie Rom gibt. Doch während sich alles um ihn herum der Dekadenz hingibt, bleibt der
Benediktiner bewundernswert standhaft, geradezu unglaublich rein.BR>
Rosso entwirft ein passgenau wirkendes, detailliertes Bild der damaligen geistlichen Welt, vermochte es aber
leider ab etwa 300 Seiten nicht mehr, mich noch länger vor diesem prächtigen und gleichzeitig abstoßenden
'Kirchengemälde" verweilen zu lassen. Zu beliebig erschien mir der Fortgang der Erzählung. Mal wird Vildericus
aus Rom gejagt, dann soll er die Chroniken fortsetzen, später wiederum nicht mehr. Mir fehlte einfach der kleinste
Hinweis, dass der Autor auf irgendetwas hin arbeitet, auf eine Art Klimax, welche das zuvor Gelesene in einen
größeren Zusammenhang bringen würde. Sicher, auf diese Art ist es realistischer. Die Mönche beten vor sich
hin, der päpstliche Hof, macht was er will und das Volk tut dies ohnehin, sofern sie nicht als Häretiker verunglimpft
werden. Das Aufeinanderprallen des streng nach den Regeln lebenden Vildericus mit dem blutjungen, liederlichen
Papst Benedikt bot reichlich Zündstoff, wird von Rosso aber nicht benutzt. Benedikt stellt er immer wieder als
wankelmütig und gewalttätig dar, doch Folgen hat der Widerspruch durch den kleinen Mönch keine.
Machtspielchen hin oder her - "Der Chronist des Papstes" wollte ich im letzten Drittel nicht mehr miterleben. Was
sehr schade ist, hätte ich diesem Roman auf den ersten 300 Seiten noch die Bestnote gegeben. Eines der zehn
Gebote für den beredsamen, aber leider für meinen Geschmack zu ausschweifend parlierenden Autoren für die
Zukunft lautet: Lerne, dich auf weniger Seiten zu reduzieren und überlass die biblischen Ausmaße den Aposteln.