Inhalt
Der Gastwirt namens Kote ist mehr, als er vorgibt zu sein. Ein Chronist legt seine Geschichte nieder und Kote, der in Wirklichkeit Kvothe heißt und ein
mächtiger Magier ist, erzählt von seiner Zeit an der Universität...
Rezension
Nirgendwo ein Hinweis, dass dies der zweite Band der Kingkiller Chronicles ist, jedenfalls nicht auf dem Einband. Ich hatte mir den Roman blind gekauft, weil sich
die Geschichte gut anhörte und ihm Autoren wie Tad Williams ihr Lob aussprachen. Beim Lesen hatte ich auch nicht das Gefühl, dass mit etwas fehlen würde, schließlich
hat jede Romanfigur eine Vergangenheit (jedenfalls sollte sie das haben). Was ich jedoch durchaus vermisste war Spannung und ein Ziel, auf das der Autor hin arbeitet. Kvothe
geht also auf die Uni, aber mit dem Studium scheint er sich nicht groß zu beschäftigen. Er spielt, meisterlich, auf seiner Laute, versucht immer wieder, seine Flamme
Denna wiederzusehen, indem er sämtliche Gasthäuser abklappert und stöbert im Archiv nach Hinweisen auf die Chandrian, die seine Familie auf dem Gewissen haben. Außerdem
versucht er stets, etwas Geld zu verdienen, um seine Studiengebühren zahlen zu können. Würde er die Saufgelage in Wirtshäusern und das Glücksspiel sein lassen, wäre ihm
mehr Erfolg damit beschieden. Es will mir auch nicht in den Kopf, weshalb er lieber zu einem Kredithai geht, statt einmal seine Freunde darum zu bitten, ihm etwas Geld
zu leihen. Schließlich zeigen Sim und Wil eine ungemein Opferbereitschaft, gehen große Risiken ein, um ihm zu helfen und wachen die ganze Nacht hindurch, damit ihm nichts
passiert. Ist es Kvothes Stolz, der ihn davon abhält, sie anzupumpen? Oder hält er sich an den Spruch, dass bei Geld die Freundschaft aufhört?
Was auch immer die Gründe sind, der Titelheld ist einer der Menschen, die es immer wieder schaffen, sich in Schwierigkeiten zu bringen. In dem Kommilitonen Ambrose hat er
jedenfalls einen Feind für's Leben gefunden und die Bedrohung, die von diesem adligen Schnösel ausgeht, bleibt für mehr als 300 Seiten die einzige Gefahr für Kvothe, von
dem Kredithai vielleicht mal abgesehen. Es muss ja keine Apokalypse drohen, das Prophezeiungsgedöns hängt mir schon zum Hals raus, aber Ambrose? Das wirkt ja fast lächerlich
für einen gestandenen Magier. Dabei wollte ich diese Buch so gerne mögen, da die Welt darin so lebendig wirkt. Sie ist nicht komplex, da muss ich einem der Rezensenten auf
amazon widersprechen, denn Rothfuss erwähnt zwar einige andere Länder und damit auch unterschiedliche Kulturen, doch sind diese überhaupt nicht ausgearbeitet. Ob Kvothe,
Abkömmling eines fahrenden Volkes, Sim, Wil oder Fela - sie stammen aus unterschiedlichen Ecken dieser Welt, doch finden sich keinerlei Unterschiede zwischen ihnen. Wil
hat ein paar Probleme mit der Sprache, aber das war's auch schon mit der Fremdartigkeit. Außerdem bleiben die Figuren sehr blass und Kvothe selbst ist mir zu glatt. Ihm
scheint alles zu gelingen, er ist umringt von schönen Frauen, ohne jemals die Situation auszunutzen. Die ebenso einzigartigen wie interessanten Charaktere findet man nicht
in der ersten Reihe, sondern in den leider viel zu seltenen Auftritten eines durchgeknallten Professors (Elodin) und einer ebenso verrückten, jungen Frau (Auri). Die aus
diesen Treffen hervorgehenden Dialoge gehören zum köstlichsten, was ich je in einem Fantasyroman gelesen habe. Doch diese wenigen Glanzlichter vermögen nicht über die sich zäh
dahinschleppende Handlung hinwegzutäuschen. (Januar 2013)
Schon gewusst?