Autor | Salter, James |
Titel | Lichtjahre |
Originaltitel | Light Years |
Genre | Drama |
Seiten | 393 |
Erscheinungsjahr | 1975 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Berlin |
Wertung | |
Inhalt
Von außen betrachtet ist die Ehe von Nedra und Viri beseelt von perfekter Harmonie. Sie bewohnen ihr eigenes
Haus, haben zwei wunderbare Töchter, viele Freunde und keine Geldsorgen. Sie werden von allen beneidet um
ihr Glück und doch scheint ihnen irgendetwas zu fehlen. Denn Viri beginnt eine Affäre mit seiner Sekretärin und
auch Nedra ist auf der Suche...
Rezension
„[...] ein Buch, dessen Handlung sich vor einem ausbreitet wie eine weite, sonnendurchflutete Flußlandschaft.“
(Ulrich Baron, Rheinischer Merkur) Dem lässt sich im Grunde nichts hinzufügen, fließt dieses Buch doch tatsächlich wie ein breiter, träger Strom über die Seiten, ohne dass groß etwas geschehen würde. Man durchlebt den Alltag der Familie, bekommt einige der Gedanken der Protagonisten mit und ist gefangen in einer
melancholischen, aber nicht traurigen Stimmung. Starke Gefühlsausbrüche sucht man hier vergebens, die
Personen scheinen eher wie im Traum zu wandeln und erst nach etlichen Jahren die Kraft dafür gesammelt zu
haben, etwas zu verändern. Manchmal wollte ich sie deshalb schütten und ihnen zurufen, sie möchten sich
endlich einmal aufraffen, um sich aus ihrer Erstarrung zu lösen. Durch meine Ungeduld mit ihnen fühlte ich mich
ihnen nicht sonderlich nahe, obwohl ich ihre Motivation durchaus nachvollziehen konnte. Der Mensch ist nunmal
bequem, vor allem bei dem strahlend schönen Wetter, bei dem alles in warmes Licht getaucht ist und selbst der
Schnee eine wohlige Gemütlichkeit ausstrahlt. Da fragt man sich wiederum, warum die Protagonisten überhaupt
etwas an dem aktuellen Zustand ändern wollen, weshalb sie an dieser Harmonie rütteln wollen. Bei ihnen
scheint es nie zu regnen und dennoch spürt man ihr Sehnen, von welchem sie selbst nicht genau wissen, auf
was es gerichtet ist. Leider wirkt ihr vor-sich-hin-leben etwas oberflächlich, vor allem bei Sätzen wie „ihre
Freunde für dieses Jahr“ waren XY. Entweder sind es Freunde oder nur Bekannte – man kann sie nicht einfach
austauschen, oder?
Was Salters Schreibstil angeht, so ist er sehr knapp gehalten, wirkt dadurch aber besonders bei den Dialogen
lebensnah. Seine Figuren sprechen auch einmal über Belangloses, deuten an oder verschweigen Themen, über
die man sich als Leser dann seine eigenen Gedanken macht. Generell ist das Unausgesprochene viel wichtiger
als das tatsächlich Verlautbarte und das macht die Lektüre so intensiv. Wer also Romane bevorzugt, in denen
man einen Fortschritt erkennen kann, einen Ablauf von Handlungsfolgen, die schließlich zu einem konkreten Ende
führen, ist mit „Lichtjahre“ schlecht beraten. Vorliegender Roman wirkt ein wenig ziellos und machte mich ein
wenig traurig, da bei Salter irgendwie nichts einen wirklichen Sinn hat. Die Menschen leben und sie sterben,
da mag der Autor noch so sehr die etwas in den Kitsch abgleitende Liebe zu den eigenen Kindern anführen.
Dennoch ist das Buch schön, schön melancholisch, wie nur ein Buch die Liebe eben sein kann.