Autor | Saramago, José |
Titel | Eine Zeit ohne Tod |
Originaltitel | As Intermitèncias da Morte |
Genre | Drama |
Seiten | 253 |
Erscheinungsjahr | 2005 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Rowohlt |
Wertung | |
Inhalt
Das, was sich fast jeder Mensch wünscht - die Unsterblichkeit - ist Wirklichkeit geworden. In einem namenlos
verbleibenden Land streikt der Tod, wie es eine Journalistin treffend formuliert. Selbst die schwersten Unfälle,
das Alter oder unheilbare Krankheiten führen nun nicht mehr über die letzte Schwelle hinaus. Das hat ungeahnte
Folgen nicht nur für die Zukunft des Landes und seiner Bevölkerung, sondern auch für die Religion, für Altersheime und Lebensversicherungen und für die gesamte Gesellschaft an sich…
Rezension
Was ich an Saramgo so mag sind seine abgedrehten Ideen. Sei es ein Teil der iberischen Halbinsel, der sich
selbständig macht ("Das steinerne Floß") oder eine Stadt, dessen Bewohner schlagartig erblinden ("Die Stadt
der Blinden"). Gewiss, wer hätte noch nie daran gedacht, wie es wäre, wenn man ewig leben könnte. Allerdings
immer nur als Einzelner. Saramago geht noch einen Schritt weiter und bereitet ein Schreckensszenario, das zeigt,
dass man sich so etwas nicht leichtfertig wünschen sollte. Er zeigt Probleme auf, an die man gar nicht gedacht
hatte, wie etwa die Not der überfüllten Krankenhäuser, Altenheime oder die plötzlich arbeitslos gewordenen
Bestattungsunternehmen. Meinetwegen hätte der Autor diese Folgen konsequenter verfolgen können, sollen,
müssen, da er etwa ab der Hälfte des Buches völlig von dieser Linie abweicht. Auf einmal ist der Tod etwas
persönliches, eine einzelne Figur um genau zu sein. Sie schreibt Briefe, zeigt Gefühle und redet mit ihrer Sense.
Tut mir leid, wenn ich das nicht mehr ernst nehmen kann, Saramago wandelt hier bedenklich nahe am Kitsch
beziehungsweise wirkt unfreiwillig komisch. Der Roman hat zwar durchaus einen ironischen Unterton, doch
kann ich mir nicht vorstellen, dass der Autor den Tod als etwas Banales darstellen wollte. Ich kann mich natürlich
auch irren.
Ein letztes Wort noch zu der anstrengenden Schreibweise, bei der man des öfteren den Überblick verliert, wer
denn nun gerade zu wem spricht. Ein Satz füllt nämlich manchmal ganze Seiten und die beiden Parts in den
Dialogen sind nur durch Kommata getrennt. Was also separate Sätze hätten sein sollen, verschmelzen in einem
riesigen Absatz miteinander. Besonders am Anfang ist das sehr gewöhnungsbedürftig. Nichtsdestotrotz ist "Eine
Zeit ohne Tod" überaus lesenswert. Da kann die seltsame zweite Hälfte, die mehr von Fantastik hat als sonst bei
Saramago üblich, nichts daran ändern. Normalerweise ist nur die Grundidee, nun ja, unmöglich. Das, was darauf
folgt ist durchaus realistisch, was die Reaktion der Menschen angeht. So auch in diesem Fall, der zwar leider
keine Figuren aufweist, mit denen man die Geschichte erleben könnte - niemand wird namentlich genannt - aber
als gedankliches Experiment Spaß macht.