Autor | Saylor, Steven |
Titel | Das Lächeln des Cicero. Kriminalroman aus dem alten Rom |
Originaltitel | Roman Blood |
Genre | Historischer Krimi |
Seiten | 506 |
Erscheinungsjahr | 1991 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Blanvalet (Teil v. Random House) |
Website des Autors | www.stevensaylor.com |
Wertung | |
Inhalt
Der junge, aufstrebende Anwalt Cicero, noch gänzlich unbekannt in den illustren Kreisen Roms, hat die
Verteidigung eines Mandanten übernommen, der des Mordes an seinem Vater beschuldigt wird. Wir schreiben
das Jahr 80 v.Chr., der alternde Diktator Sulla herrscht über ein Reich, in dem es keine unabhängige Polizei gibt,
die für Recht und Ordnung sorgen könnte. Es gilt das Recht des Stärkeren und so muss der sogenannte "Sucher"
Gordianus besonders gewitzt vorgehen, um für Cicero die benötigten Beweise zu recherchieren...
Rezension
Gordianus gerät dabei mehr als einmal in arge Bedrängnis, geht aber trotz der Lebensgefahr, die ihm droht,
sehr offen(siv) vor. Für einen erfahrenen Schnüffler ist er bemerkenswert naiv, vor allem was den Glauben an
das Gute im Menschen angeht. Gleichzeitig, und das ist eine der Stärken dieses Romans, wird er nicht als
unbotmäßig rechtschaffener Mensch dargestellt. Er sieht auch mal weg, wenn ihn etwas nichts angeht oder es
nur Scherereien gäbe, sich einzumischen. Das damalige Leben erscheint ähnlich ambivalent. Da gibt es
großherzige Huren, intelligente Sklaven, grausame Mörder und gleichgültige Bürger. Selbst Cicero ist nicht der
strahlende Ritter im Kampf für die Unschuldigen, sondern lässt sich zuweilen von seiner Leidenschaft für
Vorträge hinreißen, bei denen es ihm fast egal ist, wofür oder wogegen er plädiert. Das macht die Figuren sehr
menschlich und vielschichtiger, als man es von einem Krimi erwarten würde.
Ebenso gelungen ist die Beschreibung des alten Rom, durch dessen enge, stinkende Gassen man wandelt, in
elegante Innenhöfe eintritt und prächtige Räumlichkeiten bestaunt. Die Stadt wirkt nicht nur sehr lebendig, sondern
vor allem authentisch. Der Autor scheint einiges recherchiert zu haben, obowolh man ihm auch ein paar kleine
Fehler nachweisen kann. Auguren lasen die Zukunft nicht aus Eingeweiden, sondern aus dem Flug der Vögel.
Klempner und Ventile im alten Rom?! Eine Gerichtsverhandlung im Forum? Was ich allerdings toll finde, ist die
Tatsache, dass Saylor einen Fall Ciceros zu einem Buch verarbeitet hat, der vor über 1000 Jahren tatsächlich
verhandelt wurde! Andere Rezensenten bemängeln, dass der Autor einiges aus Ciceros gesammelten Schriften
eins zu eins übernommen, gar gewisse Abschnitte verwendet hätte. Dieselben Leute würden sich wahrscheinlich darüber beschweren, den berühmten Anwalt in einem fiktiven Fall verwurstet zu sehen. Da habe ich
doch lieber einen wahren Kern, der entsprechend ausgeschmückt, Stoff für einen guten Krimi bietet.
Was leider von ein paar Wermutstropfen begleitet wird. Ich verstehe zum Beispiel nicht, weshalb solch
skrupellose Mörder Zeugen am Leben lassen, gar am hellichten Tag an den Tatort zurückkehren. Aber wir
wollen mal nicht spitzfindig sein, schließlich habe ich mich blendend unterhalten, ein paar nette Gesellen
kennengelernt und noch nie zuvor einen Krimi gelesen, der auf einem derart alten, authentischen Fall beruht -
allein dieser Fakt macht "Das Lächeln des Cicero" zu einer faszinierenden Lektüre.