Inhalt
Hanno Hackmann ist ein distinguierter Mittvierziger, verheiratet und hat eine 15-jährige Tochter. Beruflich
läuft alles blendend, er hat eine Professur an der Hamburger Universität und schon einen nicht unbeachtlichen Rang als Soziologe und Autor erworben. Alles wäre in bester Ordnung, hätte er nur nicht versucht, mit Babsi, seiner Studentin und Geliebten, Schluss zu machen. Ein letztes mal schlafen sie miteinander, Babsi wechselt das Studienfach und spielt im Theater eine moderne Version der Medea, die
von ihrem Prof vergewaltigt wird. Babsi meint auf der Bühne, sie hätte das vor kurzem selbst erlebt und
fertig ist der Skandal, der bald unkontrollierbare Ausmaße annimmt...
Rezension
Die Rezensionen auf dem Buchrücken ließen ja viel erwarten, fulminant, geistreich und eloquent,
höchst vergnüglich wurde da geschwärmt. Schade nur, dass das alles auf dem falschen Buch steht.
Ehrlich gesagt wollte ich Herrn Schwanitz' Werk schon nach einigen Seiten weglegen, da ich es
weder witzig noch auf irgendeine Art interessant fand. Doch was nicht ist, kann ja noch werden, so
hoffte ich. Falsch gedacht, der Autor ist meiner Meinung nach nicht sarkastisch, sondern nur böse und
sitzt da auf dem hohem Ross des Akademikers (genau wie sein arrogantes alter ego Hackmann) und
macht von dort alle Berufsstände und Personen nieder, die sich je an eine Uni gewagt haben. Er muss
schon sehr verbittert sein, um so schlecht über andere zu reden, die vielleicht nicht so dynamisch und
erfolgreich sind wie er. Studenten (damit bin bis dato auch ich gemeint) sind in seinen Augen Neandertaler, die nicht für sich selbst denken können und ihm nur seine Zeit stehlen. Wessen? Ich kann da
kaum mehr zwischen Hackmann und Schwanitz unterscheiden, da mir letzterer allzu enthusiastisch
auf alle außer dem vermeintlichen Vergewaltiger einknüppelt. Ein ärgerliches Klischee reiht er an das
andere, faule Professoren und ebensolche Studenten, eine kreischende Frauenbeauftragte, die später
nur noch als Kreissäge umschrieben wird, skrupellose Politiker und Journalisten, die alles und jeden
ihrem Erfolg opfern und dazwischen der einsame, unverstandene Held, der die Fahne der Solidarität
und der Intellektualität hochhält. Dem werten Herrn kommt dabei aber nie in den Sinn, ihn könne ein
Teil der Schuld treffen. Er ist der Verführte und das Lamm, das den Zielen anderer geopfert wird. Damit
Hackmann nicht ganz so kalt und hochmütig wirkt, dichtet der Autor ihm flugs väterliche Gefühle und
eine heile Beziehung zu einer Traumtochter an - total unglaubwürdig und aufgesetzt! Der EQ geht bei
Hackmann gegen null und auch der Autor scheint die Kunst der leisen Ironie nicht zu kennen, da er
derart auf allen Leuten (außer Hackmann) herumtrampelt.
Viel geistreiches (wie man von einem Prof, zu denen Schwanitz sich zählt, erwarten könnte) kommt in
dieser Lektüre nicht zum Vorschein, es dient den davon begeisterten Lesern meiner Ansicht nur als
Vorwand, um ihre Häme über die Uni und die dort Anzutreffenden auszugießen. Für diejenigen, die das
alles aus eigener Erfahrung kennen, ist das Buch nur ärgerlich.