Autor

Stanišic, Saša

Titel

Wie der Soldat das Grammofon repariert

Originaltitel

Genre

Drama/Humor

Seiten

315

Erscheinungsjahr

2006

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

Luchterhand (Teil v. Random House)

Wertung

Inhalt

Der kleine Junge Aleksandar verliert kurz vor dem Bürgerkrieg im damaligen Jugoslawien seinen Großvater. Trotzdem begleitet ihn der Opa durch alle schönen und traurigen Zeiten, die darauf folgen – in der Fantasie. Der Bub denkt sich allerlei Geschichten aus, kann aber selbst mit seinem Zauberstab den Krieg nicht zu etwas Schönem verwandeln. Die Familie flieht nach Deutschland und Aleksandar muss sich in einer ihm völlig fremden Umgebung zurechtfinden...

Rezension

Ein von allen Seiten gelobtes Werk erntet einerseits ein paar Vorschusslorbeeren, muss andererseits härteren Kriterien standhalten als eines, welches sich nicht im Mittelpunkt des Medieninteresses wiederfand. Mag sein, dass ich deshalb von dem vorliegenden Roman so enttäuscht war, welcher mir ein wenig gekünstelt erschien. „Feiner Sinn für Humor“ (Juli Zeh)? Meiner Meinung nach ist Stanišic Sprache sehr plakativ, will sagen, es entsteht kein „natürlicher“ Fluss, da jeder Satz daherkommt, als wäre er von Anfang bis Ende abgeklopft worden nach seiner möglichen Wirkung auf den Leser. Daher erschien mir der Stil eher plump, von den hinkenden Vergleichen ganz zu schweigen. Der Autor erschafft nämlich neue, ungewohnte, sperrige Metaphern – weiß er es nicht besser oder ist das Absicht? Ich hatte jedenfalls keinen Augenblick den Eindruck, als würde hier ein Kind von seinen Eindrücken berichten. Die Sprunghaftigkeit mag dazu passen, doch bei einem kleinen Jungen wirken die Gedankengänge fehl am Platze („Keines meiner Bilder wird zu Ende gemalt, jedem wird etwas Wichtiges fehlen“). Davon abgesehen ist es zuweilen ganz interessant mitzuerleben, worauf der Autor beziehungsweise sein alter ego sein Augenmerk richtet: „Wenn ich sterbe, möchte ich in ein Massengrab. In einem Massengrab hätte ich keine Angst vor der Dunkelheit [...].“ Sehr urig sind auch die Figuren, von denen mir der Wirbelwind „Tante Taifun“ sehr gefiel. Leider gehen sie allesamt in Stanišic hektischer Suche nach Originalität unter und auch meinem Willen, das Buch zu Ende zu lesen, wurde kein Rettungsring zugeworfen.