Autor

Steinfest, Heinrich

Titel

Nervöse Fische

Originaltitel

Genre

Krimi/Humor

Seiten

317

Erscheinungsjahr

2004

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

Piper

Wertung

Inhalt

Daran, dass ein Toter im Swimming Pool auf dem Dach eines Hochhauses in Wien aufgefunden wird, ist zunächst einmal nichts ungewöhnliches. Zu Chefinspektor Lukastiks Überraschung stellt sich jedoch heraus, dass die sportlich wirkende Leiche Opfer eines Haiangriffs geworden sein muss. Von einem solchen Tier natürlich keine Spur...

Rezension

So weit, so ungewöhnlich. Als Leser kommt man auch erst einmal ins Schwimmen, wenn man versucht sich vorzustellen, wie das Opfer hätte ermordet werden können. Und obwohl Lukastik, ein getreuer Anhänger des Philosophen Wittgenstein, eben diesen mit den Worten zitiert „Das Rätsel gibt es nicht“ - es sieht verdammt nach einem solchen aus. Darum blieb ich stets am Ball, in freudiger Erwartung der Auflösung. Leider sind weite Teile dieses Romans derart absurd, dass man ihn einfach nicht ernst nehmen kann. Steinfests Ton ist sowieso von einer feinen Ironie geprägt, bei den Figuren allerdings und zum Beispiel trägt er allzu dick auf. Sie sind allesamt derart verschroben, dass man niemals befürchten müsste, jemals auf solche Menschen zu treffen. Da ist zum einen die ungesunde Beziehung Lukastiks zu seiner Familie, die überdimensionierte Küche seines Kollegen Jordan oder der Haiforscher, der sich nicht ins Wasser wagt. Dem Klischee entspricht der werte Inspektor wiederum insofern, als er als mürrischer Einzelgänger versucht, den Fall im Alleingang zu lösen und dabei nicht nur äußerst leichtsinnig in jede Falle tappt, sondern – das widerspricht allerdings dem Stereotyp – geradezu dilettantisch vorgeht. So schickt er etwa wichtige Zeugen außer Landes und streift am Tatort nur dann Handschuhe über, wenn er sich vor etwas ekelt. Über Hinweise stolpern Lukastik und Jordan rein zufällig und das trübte meine Freude an diesem Krimi beträchtlich. Keine peinlich genaue Ermittlungsarbeit, welche ich so mag, führte zum Mörder, sondern ein Umherstolpern in einem Wust von Hinweisen.
Auf der anderen Seite hebt das sprachliche Niveau von „Nervöse Fische“ letzteren aus der oftmals dahinge- schluderten Masse seiner Genrekollegen ab. Steinfests Schwerpunkt schien daher eher auf der Erzeugung einer besonderen „Wiener Stimmung“ zu liegen denn auf der Konstruktion eines glaubhaften Mordfalles. Und das gelingt ihm sehr gut, da es unter anderem zwei geradezu gruselige Stellen gibt (der Anruf auf dem Handy und der See), bei denen es mit kalt den Rücken hinunter lief. Plumpe Schießereien wird man daher hier nicht finden, Steinfest mag eher das Subtile.
Sehr interessant sind zudem die Gedanken des Inspektors, die in vielerlei Richtung schweifen, seien es Buchkritiker, Neugeborene oder der Tod. Allein diese Ausflüge in das Innere Lukastiks (oder des Autors selbst?) lohnen die Lektüre. Einen solch originellen Krimi findet man selten und die Tatsache, dass der Mordfall lediglich Fiktion bleiben kann, erhöht das Lesevergnügen eher, als dass es dies schmälert.