Inhalt
Die Besucher aus dem Weltraum blieben nicht lange, lagerten an sechs verschiedenen Orten auf der Erde und verschwanden wieder, ohne dass sie irgend jemand zu Gesicht bekommen hätte. Dort, wo sie landeten, in der so genannten „Zone“, findet sich allerlei technisches Gerät, dessen Nutzen den Wissenschaftlern oft ein Rätsel ist. Daneben gibt es allerlei tödliche Gefahren, denen sich die Schatzgräber – ein Haufen raubeiniger Gesellen, welche die Gegenstände aus der Zone gewinnbringend an den Mann zu bringen versuchen – trotz bewaffneter Wachen Tag für Tag aussetzen...
Rezension
Da „Stalker“ einer der besten und atmosphärischsten Ego-Shooter der letzten Jahre ist, kam ich nicht umhin, mir einmal dessen literarische Vorlage vor zu knöpfen. Rankt sich das Geschehen bei „Stalker“ um den Kernreaktor in Tschernobyl, spielt die Handlung des Romans im fiktiven Harmont. Der Protagonist ist ein mürrischer Geselle namens Roderic Schuchart, der so gar nichts liebenswertes an sich hat. Dadurch blieb ich leider ein ziemlich unbeteiligter Beobachter, da es neben dieser Figur zwar einige gibt, die ich nett hätte finden können (Gutta oder deren Tochter zum Beispiel), die aber lediglich angedeutet werden. Roderic ist der Mittelpunkt, als Ich-Erzähler im ersten Teil, in der 3. Person in den nächsten dreien. Im Laufe der Lektüre zeigt er einige Seiten, die ihn sympathisch machen könnten, er lässt sich jedoch des öfteren zu Akten der Gewalt hinreißen, die den guten Eindruck sofort im Keim ersticken. Generell scheint alles in der Stadt Harmont schmutzig, düster und verdorben, landschaftlich und seelisch. Diese Art von Endzeitstimmung kommt richtig gut rüber, etwa wenn die Schatzgräber durch den Morast waten, in sengender Hitze durch öde Landschaften marschieren oder in der Kneipe streiten.
Von der Idee her finde ich „Picknick am Wegesrand“ wirklich gut, das Rätsel um die Besucher wird gewahrt, genauer gesagt treten letztere überhaupt nicht in Erscheinung. Nur ihre Hinterlassenschaften lassen erahnen, mit welch hochtechnisierten Lebensformen wir es zu tun haben. Witzig fand ich die Beziehungen, welche die Schatzgräber den Gegenständen oder Phänomenen aus der Zone geben, etwa die „Fliegenklatsche“ oder „Volle Null“. Erstaunlicherweise finden diese raubeinigen Männer noch Jahre nach dem Besuch Dinge, die sie verscherbeln können. Wie viele gibt es denn da noch? Wie groß ist die Zone überhaupt? Was ist mit den anderen fünf? Weshalb interessieren sich so wenige dafür? Lächerlich kitschig endet dieses Abenteuer schließlich, mit der Suche nach einer goldenen Kugel, welche alle Wünsche erfüllen soll.
Noch ein Wort zu der Übersetzung, die ich im Großen und Ganzen gelungen finde. Das lockere Flachsen der Protagonisten miteinander lässt einen gut die Atmosphäre nachfühlen, die in Harmont herrscht. Leider klingt die Lokalisation teils etwas holprig („er glitschte aus“ u.ä.), da die Wörter in einem ungewohnten Zusammenhang benutzt werden oder der Satzbau nicht stimmt. Übrigens heißt die Stadt nicht Harmunt, wie in der Inhaltsangabe steht.