Autor | Swann, Leonie |
Titel | Glennkill |
Originaltitel | |
Genre | Krimi |
Seiten | 376 |
Erscheinungsjahr | 2005 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Goldmann (Teil v. Random House) |
Wertung | |
Inhalt
Die Schafe sind in Aufruhr: Ihr Hirte George ist tot! Am Morgen finden sie ihn mit einer Schaufel in den Bauch
gerammt und auch den Bewohnern des Dorfes Glennkill bleibt dieser Umstand nicht lange verborgen. Die nun
quasi verwaisten Tiere lauschen den Gesprächen der Leute, die an ihrer Wiede vorbeidefilieren, traben aber
auch mal ins Dorf, um ein wenig zu spionieren. Miss Maple, vielleicht das klügste, aber auf jeden Fall das wissbegierigste
Schaf, hat es sich nämlich in den Kopf gesetzt, den Mord an George aufzuklären und die anderen
helfen tatkräftig mit...
Rezension
Ist das süüüß, dachte ich des öfteren bei der Lektüre dieses herzigen Buches. Die possierlichen Tierchen
schlackern mit den Ohren, denken fast pausenlos ans Fressen und nehmen durch ihren schärferen Geruchssinn
ganz andere Dinge wahr als wird. Sie können Furcht ebenso wie Wut bestimmen und wundern sich, wie
die Menschen ohne diese Fähigkeit so blind durch's Leben stolpern können. Bei solchen Gedanken und in Dialogen
sprechen sie erstaunlicherweise dieselbe Sprache wie wir und - was ich ungalubwürdig fand - können sich
doch recht schwierige Worte wie "Überwachungskamera" auf den Buchstaben genau merken, obwohl sie deren
Bedeutung natürlich nicht kennen. Da hätte Swann ein paar Fehler einbauen sollen, vor allem da sie sich andererseits
die Mühe gemacht hat, herrlich abstruse Verwirrung unter den Schafen zu stiften, wenn diese mit abstrakten
Begriffen wie etwa "Gott" konfrontiert sind. Ansonsten geht es eher gemächlich zu in der Herde, die schließlich
den ganzen Tag auf der Weide steht und grast. Stück für Stück setzen sie das Puzzle um Georges Tod zusammen,
stoßen auf Hinweise, die vom Leser schneller verstanden werden als durch die Schafe, die deren Bedeutung
oft nicht kennen. Dabei erscheint in diesem Roman eher der Mensch als das fremde Wesen, welches
man aus der Sicht der Tiere beobachtet, die zwar selbst viele unserer Charakterzüge tragen, aber sehr offen
und beinahe naiv an die Sache herangehen. Oft ist man ihnen aufgrund ihres fehlenden Verständnisses für
bestimmte Wörter oder Verhaltensweisen einen Schritt voraus und schmunzelt ein wenig, wenn Miss Maple - man
sieht sofort die Analogie zu Agatha Christies Miss Marple - wieder einmal als das womöglich klügste Schaf der
Welt angepriesen wird. Da hat Francis, der detektivische Kater aus der Feder Akif Pirinccis eindeutig mehr auf
dem Kasten. Diese Auflösung allerdings hatte ich wirklich nicht erwartet und so gelangt diese einfach nette Lektüre
zu einem befriedigenden Abschluss.
Was macht es bei solch niedlichen Schafen, dass es keine akribische Suche nach Hinweisen gibt, wie es bei
Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes oder der bereits erwähnten Miss Marple der Fall ist? Swann streut zwar
einige Hinweise, doch überwiegt bei ihr nicht die Jagd nach dem Mörder, sondern die Beschreibung der Herde,
der Aufbau einer Atmosphäre, in der man selbst als Leser schließlich dem Herdentrieb unterliegt und sich einfach
an Miss Maple, Mopple the Whale und co. erfreut. Schee.
In meiner Ausgabe gab es zusätzlich ein Daumenkino in der rechten unteren Ecke jeder Seite zu bewundern - ein
Dank an den Goldmann-Verlag für dieses liebenswerte Extra.