Autor

Tolstaja, Tatjana

Titel

Kys

Originaltitel

Kys

Genre

Social Fiction

Seiten

367

Erscheinungsjahr

2000

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

Rowohlt

Wertung

Inhalt

Knapp 200 Jahre nach dem "Großen Knall" sind nur noch wenige der Vorigen, die die alte Welt noch kannten, am Leben. Benedikts Mutter war eine davon, doch seit ihrem Tod lebt ihr Sohn allein. Er verliebt sich in Olenka, die Tochter einer der Mursas, der Herrschenden im jetzigen Russland, das unter der Diktatur eines einzigen Mannes vor sich hinvegetiert, denn altgedruckte Bücher sind verboten...

Rezension

Der Schreibstil ist zugegebenermaßen etwas gewöhnungsbedürftig, da es sich in meinen Ohren so anhört, als würden einem die Großeltern eine Geschichte oder von Damals erzählen, wie es war und wie man so lebte. Beinah heiter kann man den Ton nennen, manchmal sogar komisch, doch auch Düsteres schleicht sich ein und es wird nichts beschönigt. Benedikt ist und bleibt der Großkotz, der er schon immer war und die Lebensweise der Menschen ist schon primitiv zu nennen. Man schüttelt lächelnd den Kopf, langt sich an denselben, bringt teilweise nur Verachtung auf für die schwerfällige Hauptfigur, doch ganz verurteilen kann man ihn nicht. Er weiß es schließlich nicht besser, hat es nie anders kennengelernt. Dennoch meint man doch Kritik an den Menschen herauszuspüren - man kann so viele Bücher lesen, so vieles wissen, doch das Verstehen ist eine ganz andere Sache. Man muss sich das Wissen erarbeiten, darf es nicht unreflektiert übernehmen, sonst wird nur das eine System durch das andere ersetzt. Und was hat's gebracht?
Auch dieses Buch ist also ein Gleichnis, eine Fabel, die den Menschen den Spiegel vorhält. Zudem ist es witzig und erschütternd, erheiternd und nachdenklich stimmend, einfach im Stil und doch steckt mehr dahinter, als auf den ersten Blick aussieht. Ein Jonathan Safran Foer wird wohl nicht irren?