Autor

Updike, John

Titel

Gegen Ende der Zeit

Originaltitel

Toward the End of Time

Genre

Drama

Seiten

399

Erscheinungsjahr

1997

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

Rowohlt

Wertung

Inhalt

Ben Turnbull ist 66 und lebt mit seiner zweiten Frau auf dem Land, in der Nähe von Boston, wo er früher als Börsenmakler gearbeitet hat. Nun bleibt ihm nichts mehr zu tun außer durch die Natur zu streifen, mit Freunden Skifahren zu gehen und trübsinnigen Gedanken nachzuhängen. Mit seiner Familie hält er kaum Kontakt, nur die junge Hure Deirdre kann seine Lebensgeister, oder besser seine Libido, wecken...

Rezension

Schon vom ersten Abschnitt an merkt man die Freudlosigkeit von Ben, der seine Umwelt sehr genau beobachtet und zu beschreiben versteht, dabei aber unsäglich lebensmüde wirkt. Mir war der Ton, in dem das Buch verfasst ist, oftmals viel zu verbittert und pessimistisch - Gedanken eines alten Mannes, der glaubt, dass ihn hier nichts mehr erwartet. Die Menschen sind schlecht, Deirdre bestiehlt ihn, zwei Gauner erpressen Schutzgeld von ihm und seine Frau führt Krieg gegen Büsche fressende Rehe - und die Welt, wie sie jetzt existiert, hat sowieso keine Zukunft. Was mir aber noch weniger gefiel: "Frauen tragen die Last der Welt, das ist wohl so, aber Männer haben die Magie - die allentscheidende Magie, den strahlenden superdichten Samen, der aus dem Nichts hervorgeschleudert worden ist und den Urknall erzeugt hat. Männliche Homosexuelle, so meine Theorie, verachten die rosigen, weichen Lockungen, die die Natur erschaffen hat, um sie fruchtbringend auf Abwege zu führen; sie sind schnurstracks auf die Magie aus, der auch weibliche Wesen, Tod und Verderben nicht scheuend, sich entgegenwerfen." (S. 130) Kommt es mir nur so vor oder werden hier die Männer als Krone der Schöpfung gepriesen? Und was heißt hier bitte Abwege?!
Dazu kommt noch diese nervige Sache mit dem Sex, der im Durchschnitt alle vier Seiten auftaucht, entweder in den Gedanken Bens oder dem Geplänkel bzw. der direkten Kopulation mit Deirdre. Mir scheint, der alte Kerl hat zu keiner Frau eine stabile, funktionierende Beziehung irgendeiner Art (geschweige denn zu seiner Familie), man kann ihn nur bemitleiden. Oder verachte ich ihn nicht eher? Ich meine, Updike, ist ein guter Erzähler, keine Frage, da hat der Einband recht: Mit wenigen, präzisen Worten vermag er, die Dinge lebendig und Situationen gegenwärtig zu machen. Nur leider mag ich es nicht, einen ganzen Roman lang lebensmüdem Pessimismus zu frönen. Und was sollen die 13 langweiligen Seiten über einen Jünger von Paulus? Wenn es die Aufgabe der Literatur ist, das Schlechte am Menschsein herauszustellen, lese ich doch lieber wieder Belletristik, wo ich auf Protagonisten treffe, die ich mögen und mit denen ich mich identifizieren kann. Auf jeden Fall brauche ich wenigstens ein kleines Fitzelchen Positives!