Autor | Vámos, Miklós |
Titel | Buch der Väter |
Originaltitel | Apák könyve |
Genre | Drama |
Seiten | 498 |
Erscheinungsjahr | 2000 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | btb (Teil v. Random House) |
Wertung | |
Inhalt
Die Erzählung, die sich über drei Jahrhunderte erstrecken wird, beginnt mit den Eintragungen des alten Czuczor,
eines Setzers, dessen Tagebuch stets auf den ältesten Sohn des Hauses übergehen wird. All seinen Nachkommen ist gemein, dass sie sowohl in die Vergangenheit zu blicken vermögen, als auch eine vage Ahnung
davon haben, was die Zukunft ihnen bringen würde. Die Familie ändert ihren Namen im Zuge der Germanisierung
Ungarns in Stern um, woraus im Laufe der Zeit Sternovszky und wieder Csillag werden wird. Doch das
Unglück kann weder die Gabe, noch der Namenswechsel aufhalten...
Rezension
Drum ist auch sehr tragisch, was der Familie Csillag in den 300 Jahren alles zustoßen wird, so dass mit der
Einführung jedes neuen Charakters die Frage einhergeht, wann und wie dieser schließlich das Zeitliche segnen
würde. 12 Hauptfiguren lässt der Autor durch sein Werk flanieren und obwohl alle sehr kurz auf den Seiten
verweilen, meint man doch, die Personen recht gut zu kennen, bevor sie einen auch schon wieder verlassen.
Sie werden aber leider nicht zu Freunden, dafür verbringt man zuwenig Zeit mit ihnen. Und ich muss zugeben,
dass ich zuweilen keine Ahnung hatte, von wem denn nun wieder die Rede war, da der Autor munter in der
Zeit umherspringt und Kinder beziehungsweise Kindeskinder dieselben Namen wie ihre Vorfahren tragen. Damit
war die Verwirrung perfekt.
Darüber hinaus benutzt Vámos manchmal Gegenwarts- und Vergangenheitsform innerhalb eines Absatzes,
was den Lesefluss meiner Meinung nach behindert. Außerdem fehlen Übersetzungen lateinischer, französischer
und russischer Sätze und Aussprüche. Als ebenso störend empfand ich das Fehlen jeglicher Erklärung der
historischen Begebenheiten. Wer sind die Kurutzen und Labanczen? Welche Ziele verfolgen sie? Wie ist die
politische Situation im Land? Von der Geschichte Ungarns bekommt man daher nur vage Andeutungen vorgesetzt
und es ist oft nicht klar, in welchem Jahr man sich gerade befindet.
Trotz dieser Mängel – ich finde sie nicht schwerwiegend – ist „Buch der Väter“ eine angenehm lebendige
Lektüre, eine Familienchronik, die nicht nur sympathische Gesellen beinhaltet, sondern auch ruppige Hitzköpfe,
Ehebrecher und schlechte Eltern. Wer sich an dem mystisch anmutenden Element der „Vererbung“ von
Erinnerungen nicht stört, wird sich mit dieser dramatisch verlaufenden Familiengeschichte glänzend unterhalten.