Inhalt
Tamaros, König von Vinnengael und dem Reich der Menschen, hat einen fragilen Frieden zwischen den Völkern
der Zwerge, Elfen und Orks geschaffen. Er hat dies durch die magischen Portale erreicht, welche die weit voneinander
entfernten Länder miteinander verbinden. Die größte Gefahr droht ihm allerdings nicht von außen, sondern
von seinen eigenen Söhnen. Helmos, sein Ältester, ist als Thronfolger ein äußerst bescheidener, gläubiger
Mann, der jedoch von Dagnarus, dem Sohn von Tamaros zweiter Frau, um seine Stellung beneidet wird. Der
jüngere Halbbruder ist erst zehn, als ihm ein Prügelknabe zugewiesen wird, Gareth, welcher sich auf des
Prinzen Geheiß fortan den Studien der schwarzen Magie widmet, um Dagnarus zum Thron zu verhelfen...
Rezension
Weis und Hickman lassen sich löblicherweise viel Zeit, die Charaktere und den Leser langsam in die Welt einzuführen,
in der Tamaros und sein Gefolge lebt. Ich war begeistert von den schönen Ideen, die sich die beiden
Autoren ausgedacht haben wie etwa die Keeper, die die Geschichte auf ihren Körpern für die Nachwelt bewahren
und von allen Völkern respektiert werden. Oder die abergläubische Furcht der Orks vor bösen Omen
und die Unterschiede zwischen den Lebens- und Denkweisen von Menschen, Elfen, Zwergen und Orks. Das
macht das Eintauchen in eine andere Welt zu einem intensiven Erlebnis, welches einen immer weiter lesen lässt.
Dieser erste Band einer Trilogie ist wirklich packend und kommt zum Glück ohne die ausgelatschte Prophezeiung
aus, die den Weltenretter schon vor Jahrhunderten vorhergesagt hat usw. usw.
Was ich allerdings überhaupt nicht gelungen finde ist die Beziehung zwischen Dagnarus und einer Elfe, die
nicht nur unglaubwürdig, sondern geradezu künstlich anmutet. Da wird in peinlich großen Worten von Liebe gesprochen,
("she had known the torment of loving him"), die ich als Leser weder nachvollziehen geschweige
denn spüren konnte. Ein weiterer Wermutstropfen war die zuweilen etwas holprige Sprache, wenn sich die
Autoren etwa mehrere Sätze hintereinander desselben Wortes bedienen, ohne sich die Mühe gemacht zu haben,
das Ganze vielleicht mal etwas anders zu formulieren.
Sehr positiv wiederum ist die Ambivalenz der Figuren, welche man nicht einfach als gut oder böse abstempeln
kann. So wenig ich auch mit den Motiven und Taten von Dagnarus und Gareth einverstanden war, so verständlich
war mir ihr Handeln. Jedesmal auf's Neue hoffte ich, dass sie von ihren dunklen Machenschaften abließen
und saß darum die ganze Zeit wie auf heißen Kohlen. Da machte es auch nichts, dass die Protagonisten relativ
skizzenhaft blieben und immer wieder mit fast derselben Wortwahl wiederholt wird, wie sie über etwas oder
jemanden denken. Sie wirken dennoch um einiges echter als die meisten anderen Romanfiguren, zumal im
Fantasybereich. Am Genreprimus "A Song of Ice and Fire" gemessen - zumindest bis mich ein anderer Autor
derart überzeugen kann - liegen Weis und Hickman (ich dachte immer, Hickman sei eine Frau) noch weit zurück,
aber im vorderen Mittel.
Man soll ja außerdem, soweit möglich, Bücher im Original lesen, damit nichts verloren geht, was Atmosphäre
oder Sprachwitz angeht. Da muss ich sagen, dass "Well of Darkness" sehr gut auf Engliscih zu verstehen ist.
Eine Empfehlung daher von mir für diesen überraschenden, leichten, aber dennoch nicht seichten ersten Teil,
der durchaus für sich allein stehen kann. Das Ende ist ein offenes, verlangt aber nicht unbedingt nach einer
Fortsetzung. Was man von mir nicht behaupten kann.