Autor | Wilson, Robert |
Titel | Tod in Lissabon |
Originaltitel | A Small Death in Lisbon |
Genre | Thriller |
Seiten | 573 |
Erscheinungsjahr | 2000 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Goldmann (Teil v. Random House) |
Wertung | |
Inhalt
Im Jahre 1941, inmitten des 2. Weltkriegs, wird Klaus Felsen von der SS rekrutiert, um einen wichtigen Auftrag
im fernen Portugal zu erledigen. Der schwäbische Geschäftsmann ist wenig begeistert davon, zumal ihm seine
neuen Vorgesetzten im Nacken sitzen, damit er seine Quote erfüllt. Zu allem Überfluss scheint der portugiesische
Unterhändler Abrantes selbst ein paar Tonnen Wolfram für sich bei Seite zu schaffen.
Vierzig Jahre später wird die Leiche der ermordeten Catarina Oliveira am Strand gefunden. Inspektor José
Alfonso Coelho beginnt mit den Ermittlungen und stößt dabei auf eine zerrissene Familie, Anwälte und deren
Mandanten und die Relikte einer schwarzen Vergangenheit Portugals...
Rezension
Das Buch beginnt mit der Rekrutierung Felsens, was mich nach dem Klappentext verwunderte, da dieser lediglich
von der Ermordung des Mädchens berichtet. Daher brauchte ich eine Weile, um mich in die Geschichte einzufinden, in eine Zeit vor über fünfzig Jahren, die mit dem Verbrechen rein gar nichts zu tun zu haben schien. Nach
ein paar Seiten jedoch hatte es mich gepackt, da Spione und Schmuggler eine aufregende Lektüre versprachen.
„Tod in Lissabon“ hat mit reißerischen Thrillern jedoch kaum etwas gemein, obwohl hier reichlich Blut fließt, sich
die Toten häufen, Menschen gefoltert werden und es ein paar deftige Sexszenen gibt.
Der Hauptunterschied zu anderen Vertretern des Genres sind die dreidimensionalen Charaktere, die sowohl
egoistisch handeln, als auch Gefühle zeigen und sich mit Gewissensbissen plagen. Leider bewegen sich die
Figuren so sehr in der Grauzone, dass ich sie einfach nicht leiden mochte. Trotzdem empfand ich ihnen gegenüber Mitleid und wollte unbedingt wissen, wie es mit ihnen weitergehen würde. Ein zusätzliches Spannungsmoment wird durch den steten Wechsel zwischen der Zeit des 2. Weltkriegs und den Ermittlungen 50 Jahre
später erzeugt. Dem Leser werden immer wieder Puzzlestücke offenbart, bis er letztendlich erfährt, wie die
beiden Ebenen zusammenpassen. Allerdings gibt es der Zufälle und Verbindungen zu viele, so dass die Glaubwürdigkeit unter dem arg konstruierten Aufbau leidet. Der Roman selbst ist sehr komplex angelegt und daher
kann man kaum erraten, wohin sich die Handlung entwickeln wird. Vor allem, da man die kaputten Seelen der
Protagonisten nicht recht einschätzen kann. Diese Mischung aus Drama und Thriller ist also sehr zu empfehlen,
wenn man einen gut erzählten Roman mit gut ausgearbeiteten Charakteren lesen will.