Inhalt
Zwei Königssöhne verließen das elterliche Schloss und kehrten nicht zurück. Da zog der dritte und Jüngste aus, den man Dummling nannte, um sie zurückzuholen. Fortan begleitete er seine Brüder auf ihren
Reisen und es gelang ihm, so manche Missetat zu verhindern...
Rezension
Sobald man das Buch in Händen hält, fällt einem das Titelbild des bulgarischen Künstlers Iassen Ghiuselev ins Auge und die sehr schön gezeichneten Tiere auf und in dem Buch. Die Proportionen sind
stimmig und die Details faszinierend. So zeichnen sich bei den Pferden die Muskelstränge unter der Haut ab, während die Farben wiederum verfälscht sind und man blaue und rosafarbene Tiere antreffen
kann. Die Menschen finde ich leider ziemlich hässlich, was die Gesichter angeht. Ihre angedeuteten Bewegungen, die prächtigen Gewänder, die gerafften Ärmel und die verschnörkelten Muster sind jedoch
herausragend. Der Illustrator hat eine mittelalterlich anmutende Welt geschaffen, in der Ritter ebenso ihren Platz haben wie Hofdamen. Die Farben sind eher gedeckt. aber vielfältig und auf jeder
Doppelseite scheint ein bestimmter Ton vorzuherrschen. Darüber hinaus hat Ghiuselev Silhouetten quasi aus den Bildern "geschnitten", die weiß bleiben. Immer mal wieder hängt solch ein "unsichtbare"
Fahne oder ein Schild in der Szene, doch genauso oft ist nicht zu erkennen, was diese Formen darstellen sollen. Alles in allem sind die Illustrationen also sehr interessant, wenn nur die verschlagenen
Gesichter der Menschen nicht wären. Da vergeht einem die Lust, sich das Buch anzusehen. Seitenzahlen fehlen.
Die Handlung ist so schlicht wie kurz - man benötigt nur wenige Minuten, um sie komplett durchzulesen. Natürlich gibt es eine Moral von der Geschicht: Helfe, so wird dir geholfen. Im vorliegenden Fall
rettet der Dummling verschiedene Tiere vor seinen grausamen Brüdern und erhält im Gegenzug Beistand bei drei unlösbar scheinenden Aufgaben. Was mich etwas stört ist die Tatsache, dass die Taten des
Dummlings nicht mehr selbstlos scheinen, da er jedesmal eine Belohnung dafür erhält. Er hat zwar nicht um Hilfe gebeten, aber sowohl er als auch seine Brüder kommen am Ende sehr gut weg, obwohl
letztere es eigentlich nicht verdient hätten. Typisch für diese alten Märchen sind zudem die Wiederholungen: "Laßt die Tiere in Frieden, ich möchte nicht, dass..." hört man gleich dreimal und das
erfreulicherweise in einer altertümlich klingenden Sprache. Ich kann natürlich nicht beurteilen, ob das dem Original entspricht, aber es wirkt sehr authentisch. Ganz sicher ist allerdings, dass die
Gebrüder Grimm Werke gesammelt haben, die mir besser gefielen. Viel besser. (April 2011)
Schon gewusst?
"Die Bienenkönigin" ist von den Gebrüdern Grimm in deren Sammlung "Kinder- und Hausmärchen" (=KHM) aufgenommen worden. Es hat darin die Nummer KHM 64 und war bereits Teil der Erstauflage 1812.