Autor | Büscher, Wolfgang |
Titel | Berlin - Moskau. Eine Reise zu Fuß |
Originaltitel | |
Genre | Reisebericht |
Seiten | 237 |
Erscheinungsjahr | 2003 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Rowohlt |
Wertung | |
Inhalt
Wolfgang Büscher war lange bei der "Süddeutschen Zeitung", der "Zeit" und "Geo" beschäftigt und arbeitet
heute für die "Welt" im Ressort Reportage. Der vorliegende Erlebnisbericht entstand auf einer rund drei Monate
dauernden Reise von Berlin nach Moskau. Auf seinem langen Marsch nach Osten, der - wenn man den Ansässigen
glauben darf - immer rechts von dem Ort beginnt, an dem man sich gerade befindet, ist Büscher oft
allein mit seinen Gedanken. Diese kreisen oft um den Krieg und auch die Menschen, denen der Reisende begegnet,
erzählen von ihren Erlebnissen oder der ihrer Vorfahren...
Rezension
Büschers Beobachtungen und Gespräche kreisen sehr oft um den Ersten oder Zweiten Weltkrieg und überall
sieht er noch immer die Spuren, die diese hinterlassen haben. Nach einer Weile hing mir dieses Thema ehrlich
gesagt zum Hals raus, da ich endlich etwas über die Gegend und die dortigen Menschen erfahren wollte. Leider
blieb mir dies größtenteils verwehrt, da Büscher kaum ein paar Worte über die Landschaften, die er durchwandert,
verliert - immerhin scheint es in jedem Ort Krähen und einen Baum zu geben, unter dem er sich ausruhen konnte.
Nach der Lektüre kann ich bedauerlicherweise auch die Bewohner der jeweiligen Länder nicht so recht einschätzen.
In Polen scheint Aufbruchsstimmung zu herrschen, während Weißrussland noch vor sich hindöst. Und
Büscher selbst? Ein Sonderling?
Der Verfasser hat zweifelsohne ein gutes Auge für die kleinen Dinge; natürlich für jene, die ihn interessieren.
Und das sind Partisanen, Soldaten auf deutscher und russischer Seite, seelische Wunden, die nie richtig verheilt
sind. Dieses Buch hätte besser geheißen "2003 - 1945", doch bevor jemand den Eindruck bekommt, ich würde
dieses Werk am liebsten ins Feuer werfen, irrt sich. Mir gefällt der manchmal trockenhumorige Stil Büschers, der
Stimmungen treffend nachzeichnet, jedoch scheitert, wenn es darum geht, die Welt, die er durchwandert, zu beschreiben.
Der Autor trat eher eine innere Reise an und weilt viel öfter in der Vergangenheit denn in der Gegenwart.
Man mekrt, dass seine Erlebnisse etwas Besonderes für ihn waren, aber leider schaffte er es nicht, dieses
Gefühl auf mich zu übertragen. Ich blieb der distanzierte Zuschauer und Orte und Menschen zogen spurlos an
mir vorüber. Solch eine Reise lebt von persönlichen Eindrücken, doch von diesen verschließt Büscher zu viele
in seinem Inneren. Was mir blieb war ein schaler Nachgeschmack und ein leises Bedauern darüber, was dieses
Buch hätte sein können.
