Autor

Varnier, Nicolas

Titel

Das Schneekind

Originaltitel

L'Enfant des neiges

Genre

Reisebericht

Seiten

349

Erscheinungsjahr

1995

Auszeichnungen

Verfilmungen

L'Enfant des neiges (1995)

Verlag

Piper

Wertung

Inhalt

Ein ganzes Jahr verbrachte Varnier mit seiner Frau Diane und der 18 Monate alten Tochter Montaine in der Wildnis Kanadas. Auf dem Rücken der Pferde ging es von Prince George bis zum Thukadasee. Dort bauten sie eine Hütte und überwinterten 5 Monate. Dann ging es mit dem Hundeschlitten bis nah an die Grenze zu Alaska nach Dawson, durch Schnee und Eis bei bis zu -40°C...

Rezension

In einfachen Worten umreißt Varnier die lange, strapaziöse Reise, die allem Anschein nach eher Stress denn Freude mit sich brachte. Den Anfang macht tagelanger Regen, es folgen Mückenschwärme, schreckhafte Pferde und reißende Flüsse. Ich war schon nach der ersten Seite ernüchtert, hatte ich doch ein romantisches Abenteuer erwartet - wie die Familie wohl auch. Vieles wiederholt sich und das bei der geringen Seitenzahl. Innerhalb eines Jahres muss doch mehr passiert sein! Die Erzählung wirkt aber sehr beschaulich - Varnier ist eben doch kein 'richtiger' Autor, sein Stil ist sehr sachlich und überhaupt nicht mitreißend. Immerhin scheint er sehr ehrlich zu sein und das muss ich ihm hoch anrechnen. Seine Ehe scheint auf eher tönernen Füßen zu stehen, da die beiden sehr unterschiedliche Menschen sind. Schon auf den Photos wirkte Diane sehr zurückhaltend und sogar stoisch (s. auch den Bildband Schneekind von Varnier). Das arme Kind dagegen ist nicht freiwillig mit, auch wenn Varnier sich am laufenden Band rechtfertigt und sich und dem Leser einreden will, dass Montaine die Reise Spaß macht. Er will ihr die Natur näherbringen, da wir uns alle so weit von ihr entfernt hätten blabla. Mann, ist der naiv und inkonsequent dazu. Hunde, Kaffee, Milch und eine Kettensäge einfliegen lassen zählen wohl auch zum "im Einklang in der Natur leben"? S. 121: "Der Mensch wird in der Natur immer einen Platz finden." Ach, sechs Milliarden Menschen? Auf deren Industrieprodukte Varnier ohne Bedenken zurückgreift. Naja. Im Prinzip stimme ich ihm ja zu, aber ich fürchte, er hat die Sache nicht genug durchdacht - dabei hätte er doch so viel Zeit dazu gehabt.
Wer darauf steht, wenn verletzte Pferde durch die Pampa gequält und eine Viertelstunde lang mit Schlägen traktiert werden, kann getrost zu diesem Buch greifen. Wer sich aber nicht damit abfinden kann, ein kleines Mädchen, das noch Windeln trägt, monatelang bewegungslos in Tragekörbe und Schlitten zu spannen, sollte lieber gar nicht anfangen.