Autor | Bryson, William McGuire "Bill" |
Titel | Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene |
Originaltitel | Neither Here Nor There - Travels in Europe |
Genre | Reisebericht/Humor |
Seiten | 304 |
Erscheinungsjahr | 1991 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Black Swan |
Website des Autors | www.booksattransworld.co.uk/billbryson |
Wertung | |
Inhalt
Wie der Titel schon sagt erzählt der Amerikaner Bryson in 22 kurzen Geschichten über seine Reisen auf dem alten
Kontinent. In Paris machen sie Jagd auf ihn mit ihren Autos, er langweit sich beim Hammerfest in Finnland und
wandelt über die Reeperbahn...
Rezension
Humor ist sehr stark Ansichtssache und witzig Gemeintes trifft nicht immer ins Schwarze. Dieses Buch ist das
beste Beispiel dafür. Ab und zu - viel zu selten - habe ich mich totgelacht, um dann wieder endlos lange lahme
Scherze und noch mehr Langeweile ertragen zu müssen. Es dauert, bis man die wenigen Perlen entdeckt, die einen
wieder aus der Lethargie reißen. Mir ist klar, dass Bryson nicht immer tolle Pointen bieten kann, aber dann sollte er
seine Erlebnisse spannender gestalten. Mir scheint, ihm fiel einfach nicht genug ein, worüber er schreiben konnte
und hat seine paar guten Einfälle auf 300 Seiten strecken müssen.
Auf alle Fälle wirken seine Geschichten besser, wenn man die Orte kennt, über die er schreibt (Paris und Rom sind
sehr zu empfehlen!). Zudem besitzt Bryson eine sehr amerikanische Sicht der Dinge, die die Ordentlichkeit und
Sauberkeit der Straßen und Menschen in Aachen als Reichtum interpretiert. Natürlich breitet er sich auch genüsslich
über Stereotype aus, wird dabei aber nicht selten unfreundlich, wenn nicht gar beleidigend. Siehe zum Beispiel sein
Urteil über die Franzosen und die "Nazis", die als Touristen mit ihren Familien nach Belgien zurückkehren, "to show
the places they had helped to ruin". Dürften dann die Amis durch die Welt reisen, zumal in ihrem eigenen Land? "Hier
waren die Sklaven untergebracht und dafür haben wir ganze Indianerstämme ausgerottet?" Auf solch scheinheilige
Platitüden kann ich verzichten und auch darauf, dass sich ihm die Franzosen zu Füßen werfen, da die Amerikaner
sie doch befreit hätten. Wenn er den Ruhm für sich beansprucht, soll er auch die Schattenseiten seiner
Nation nicht aussparen, wo er die anderer doch so gerne auf's Korn nimmt.
Trotz dieser zur Schau getragenen amerikanischen Überlegenheit - Ironie hat ihre Grenzen - gibt es einige lustige
Stellen zu entdecken, zwischen denen aber leider zuviel Leere herrscht, da Bryson zwar Sinn für Situationskomik
hat, aber kein Händchen für die Beschreibung eines Ortes, dem Einfangen der Atmosphäre einer Stadt. Das lässt
einen vieles überfliegen, bis man wieder eine gute Stelle findet.