Autor | Gould, Steven Jay |
Titel | Der falsch vermessene Mensch |
Originaltitel | The mismeasure of man |
Genre | Sachbuch |
Seiten | 373 |
Erscheinungsjahr | 1981 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Suhrkamp |
Wertung | |
Inhalt/Rezension
Es geht hier um diese ganzen Pseudowissenschaftler, deren Überlegenheitsgefühl Nicht-Weißen-Gruppen gegenüber dazu geführt haben, dass Vorurteile geschürt wurden. Durch gänzlich unwissenschaftliche
Methoden, d.h. durch fehlerhafte Interpretation, Weglassen von Informationen, die ihre
These widerlegt hätten oder simple Fälschung galt es jahrelang als bewiesen, dass die "Weißen" anderen
Bevölkerungsgruppen intellektuell überlegen wären. Von der Schädelmessung über das Wiegen
des Gehirns bis zu IQ-Tests wird in dem Buch akribisch die, ja, rassistische Arbeit von Jahrzehnten
ad absurdum geführt. Kopfschüttelnd, stirnrunzelnd und ärgerlich sitzt man vor dieser Sammlung
menschlicher Arroganz und Ignoranz, die sich auch bei weithin angesehenen Leuten wie etwa George
Washington gezeigt haben. Umso stolzer ist man auf Menschen wie Binet (der den ersten IQ-Test
entwickelt hat), die es wagen, gegen diese festgefahrenen Ideen anzulaufen. Das Buch handelt von
den Anfängen der Intelligenzmessung und der Psychologie und gibt einen unrühmlichen Teil unserer
Historie wieder. Gould schreibt sehr detailliert und belegt alles mit gut recherchierten Fakten und
Auszügen aus Originaltexten der Forscher. Trotz der Informationsfülle gelingt es Gould, dem Thema
die Schwere zu nehmen, indem er diese falsche Vermessung ab und zu ironisch aufs Korn nimmt.
Das Thema an sich wäre schon interessant genug, wenn es nicht noch die wichtige Lehre gäbe, die
man aus diesem Buch zieht. Wie einfach ist es, Irrglauben der Menschen zu schüren und Meinungen
zu beeinflussen. Wissenschaft hängt eben doch sehr vom Auge (oder der Einstellung) des Durchführenden ab. Und wieviel Wahrheit liegt in dem Ausspruch von Churchill, als er sagte: "Glaube keiner
Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast."