Autor

Gundel, Károly

Titel

Kleines ungarisches Kochbuch

Originaltitel

Kis magyar szakácskönyv

Genre

Kochbuch

Seiten

144

Erscheinungsjahr

1956

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

Corvina

Wertung

Inhalt

Der Name Gundel ist Kennern auch außerhalb Ungarns ein Begriff, denkt man an seine Spezialitäten wie den Gundel-Salat oder die ebenfalls nach ihm bennanten Palatschinken. Er besaß ein Restaurant im Stadtpark und pachtete jahrelang das Hotel Gellért zu Füßen der Burg. Dies erfährt man in einer kurzen Biografie am Anfang des Buches, gefolgt von Auszügen aus Schriften des berühmten Kochs. Bei den Suppen fehlt natürlich die Gulaschsuppe nicht, sowie die sehr gern zu Weihanchten kredenzte Fischsuppe. Kalte Vorspeisen sind ebenso aufgeführt wie warme, während den Hauptteil Fleischgerichte ausmachen. Schließlich gibt es noch Beilagen, Salate und Soßen und Nachspeisen, welche alle unter dem entsprechenden Kapitel im Register aufgeführt sind...

Rezension

Was ich eigentlich überhaupt nicht mag, da ich die Möglichkeit haben will, nach den Bezeichnungen suchen zu können, ohne überlegen zu müssen, in welche Kategorie das Gewünschte gehört. Lecsó war für mich zum Beispiel immer eine Hauptspeise, wird aber unter Beilagen geführt. Doch da Gundels Kochbuch nur einen geringen Umfang ausweist, fällt die Einteilung des Registers nicht so stark ins Gewicht. Allerdings hätten die Herausgeber darauf achten müssen, dass die Seitenangaben stimmen. Da haben sie geschlampt.
An den Fotos kann ich auch kein gutes Haar lassen. Sicher, meine Ausgabe ist aus dem Jahr 1986, aber sie wirken einfach altmodisch in ihrer Aufmachung. Sie haben trübe Farben, sind ein klein wenig verschwommen - was am Druck liegen kann - und sind irgendwo im Buch plaziert worden. Sucht man das dazugehörige Gericht, darf man im Index blättern. Zudem sind der Fotos wenige, nur eine geringe Zahl an Gerichten wurden demnach abgelichtet. Das Format des Büchleins (irgendwas zwischen DinA5 und DinA6) ist zwar handlich, aber ungeschickt, da man während des Kochens blättern muss, weil nicht alles auf eine Seite passt.
Nun aber zum wichtigsten Punkt, den Rezepten. Traditionelles wie die schon erwähnte Gulaschsuppe, Pörkölt, Töltött káposzta (Gefülltes Kraut) oder Palacsinta findet man hier einige. Doch wo bleibt da Gundels Kunst, der sich schließlich als Spitzenkoch einen Namen gemacht hat? Bis dato waren die Gerichte sehr bodenständig und schlicht, typisch ungarisch eben mit Paprika, Zwiebeln, Schmalz, saurer Sahne oder dem oft verwendeten Rántás (Mehlschwitze). Darauf folgen jedoch aufwendigere Gerichte wie Pute mit Kastanien und Gänseleber, Gefülltes Huhn auf Siebenbürger Art oder Forelle mit Gänseleberfüllung. Leider ist nirgendwo angegeben, wie lange die Zubereitung dauert, selbst Kochzeiten sind, wenn überhaupt, nur als Näherungswerte aufgeführt. "Den Fisch in der Röhre [...] bei mäßiger Hitze fast gar dünsten." Man weiß nicht, ob man Oberhitze, Heißluft, Grillen und welche Temperatur man wählen soll. Dieses Buch ist also eher etwas für erfahrene Köche, die genügend Zeit haben, herumzuprobieren. Außer den Salaten hört sich nämlich das meiste aufwändig und teuer an, da man für Wels, Wildschwein und Krebse sicher etwas tiefer in die Tasche greifen muss.
Das Deutsch der Übersetzung ist passabel, nur an einigen Stellen merkt man, dass die Satzstellung sich stark an das Ungarische anlehnt. Außerdem gibt es kaum Gerichte, die ohne Fleisch auskommen und die doch sehr aufwändigen Fischgerichte sind keine wirkliche Alternative. Alles in allem also ein eher verhaltener Beifall von meiner Seite, da die recht schweren Gerichte (im Sinne von ungesund) der ungarischen Küche nicht gerade alltagstauglich sind. Selbst vorwiegend Gemüse enthaltende Mahlzeiten wie Lecsó oder Paprikás krumpli (Paprikakartoffeln) sind aufgrund der Verwendung von Schmalz und Speck nicht gerade leichte Kost.