Autor | Asserate, Asfa-Wossen |
Titel | Manieren |
Originaltitel | |
Genre | Sachbuch |
Seiten | 391 |
Erscheinungsjahr | 2003 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | dtv |
Wertung | |
Inhalt
In 37 Kapiteln bringt der aus Äthiopien stammende Autor dem heutigen Leser nahe, was es überhaupt bedeutet,
gute Manieren zu haben. Von Region zu Region, gar von Land zu Land gibt es dabei sehr große Unterschiede,
was als gesellschaftlich akzeptiert gilt und was nicht. Etwa die Art, wie ein Handkuss, wenn überhaupt, ausgeführt wird. Wie man sich zu welchem Anlass zu kleiden hat oder wie es um die korrekte Anrede bestellt ist. Ein
Sachregister lässt den Leser die unterschiedlichen Themen (Namensgebung, der erwähnte Handkuss, die
Begrüßung etc.) schnell und einfach wiederfinden, ebenso die Kapitel mithilfe des Inhaltsverzeichnisses...
Rezension
Wer allerdings einen konkreten, verbindlichen Führer in Sachen „Knigge“ sucht, ist hier falsch. Es werden zwar
einige Ratschläge gegeben, doch konzentriert sich der Autor eher auf die historische Entwicklung der Manieren
und wie es (möglicherweise) heute um sie bestellt ist. Das Meiste ist inzwischen ausgestorben, manchem weint
man keine Träne nach, während anderes mich wiederum zurücksehnen lässt nach einer Zeit, in der die Menschen
Respekt voreinander zeitigten, auch wenn diese Achtung eventuell nur oberflächlich war. Meine Achtung vor
Herrn Asserate, um bei der höflichen Form der Anrede zu verbleiben, ist jedoch keineswegs nur gespielt. Sehr
eloquent, humorvoll, aber niemals hämisch oder herablassend, führt er den Leser ein in eine andere Welt. Selbst
bis zurück zu den Griechen reicht die Palette seines Wissens und dass er äußerst belesen ist, wird nach dieser
Lektüre niemand mehr bezweifeln. Gefallen wird dies freilich nicht jedem, könnte man dem Autoren doch
vorwerfen, er würde sich allzu oft ins Rampenlicht rücken und mit den ihm verfügbaren Fakten prahlen. Ich
dagegen ließ mich sehr gern belehren, gibt es doch so viel zu lernen und zu erfahren (obwohl mir im Augenblick
nur das Kapitel über die verschiedenen Arten, Hochzeit zu feiern einfallen und natürlich die Herkunft des griechischen Wortes Orchidee).
Nicht jeden Abschnitt habe ich allerdings mit derselben Aufmerksamkeit oder gar demselben Vergnügen verschlungen (Drucksachen und Briefe etwa habe ich ausgelassen). Darüber hinaus scheint einiges in der heutigen
Zeit überholt zu sein. Ich verstehe zum Beispiel nicht ganz, weshalb der Autor derart auf Anzug, Smoking u.ä.
beharrt. Mir ist eine ungezwungene Atmosphäre lieber und ich kann mir einen Junggesellenabend in Deutschland
kaum mit Frack vorstellen, wie es in England angeblich noch üblich ist. Darüber hinaus werden einige Aussprüche,
seien sie französisch oder englisch, nicht erklärt. Nicht jeder beherrscht diese Sprachen und was sind denn das
für Manieren, diese Menschen auszuschließen? ;-) Nichtsdestotrotz sehr lehrreich und kurzweilig!