Autor | Manguel, Alberto |
Titel | Bilder lesen |
Originaltitel | Reading Pictures. A History of Love and Hate |
Genre | Sachbuch |
Seiten | 292 |
Erscheinungsjahr | 2000 |
Auszeichnungen | |
Verfilmungen | |
Verlag | Rowohlt |
Wertung | |
Inhalt
Der Autor versucht, die unterschiedliche Art und Weise zu beschreiben und zu verstehen, wie ein Betrachter
bestimmte Kunstwerke "liest". Er verwendet dazu eine völlig subjektive Auswahl an Gemälden,
einigen Skulpturen und Gebäuden, wie er am Ende in seiner Danksagung betont. Er lässt sich von seiner
Neugier und seinen Vorlieben leiten und gibt damit einen kleinen Querschnitt abendländischer Kultur. Einiges
davon wird einem bekannt vorkommen, doch vieles lädt zur Entdeckung von Künstlern ein, von denen man
noch nie gehört hat...
Rezension
Manguel hat eine fantastische, sehr lebendige Art und Weise, die Kunstwerke zu beschreiben, so dass
man meint, sie vor sich zu sehen. Dabei will er keine Anleitung geben, wie man sie interpretieren kann oder
soll, sondern überlässt vieles dem Leser selbst, gibt nur Hinweise und lässt ihm den Freiraum, sich die
Dinge selbst vorzustellen.
Die Interpretation früherer, alter Gemälde ist seiner Meinung nach viel einfacher als die heutiger, moderner
Kunst, da damals vertraute und allegorische Motive benutzt wurden, die die Deutung natürlich um einiges
erleichtern. Heutzutage ist es eine "blinde" gegenüber der früheren, "wissenden Interpretation".
Leider behandelt der Autor die Werke viel zu kurz, so dass alles nur schnell gestreift wird und etwas oberflächlich
bleibt. Dafür bleibt er sehr nah an den Erschaffern selbst und mit diesem Hintergrundwissen kann
man sich ihren Bildern vielleicht etwas weiter nähern als eine bloße Auslegung erlauben würde, die einem
übergestülpt wird. Ein weiteres Manko ist die Tatsache, dass das Buch in schwarzweiß gedruckt wurde
und somit die Photos an Aussagekraft verlieren. Wären sie in Farbe, könnte man den Beschreibungen
besser folgen, v.a. bei dem krassen Beispiel der "Two Pianos" von Joan Mitchell. Man liest über gelb und
lila und Klavieren, die lila umrissen sind. Auch bei Caravaggios kaum erkennbarer "Die sieben Werke der
Barmherzigkeit" wünscht man sich Farbe auf die Seite.
Dennoch war es sehr interessant, dieses Buch zu lesen und zu betrachten, auch wenn es nicht erschöpfend
das Thema bearbeitet, das es in seinem Titel trägt. Es dient hervorragend dazu, Anstöße zu
geben, sich wieder mal mit Kunst zu beschäftigen. Ich werde mir mit Sicherheit einige Bildbände von
Caravaggio, Artemisia Gentileschi oder Tina Modotti besorgen und auch in deren Biographien einen Blick
werfen. Und warum? Weil Manguel derart begeistert und begeisternd über die Künstler und deren Werke
schreibt, dass man tiefer in die Materia eintauchen will.